Sandsteingebiete sind ein eigenartiges und bedeutendes Phänomen in der Landschaft der Tschechischen Republik einschließlich ihrer Grenzgebiete. Sie kommen auch woanders auf der Welt vor, nur in Böhmen sind sie aber in einer so hohen Anzahl und breitem Formenspektrum vertreten. Der Sandstein sedimentierte in Folge der Flutung des nordöstlichen Teiles der Böhmischen Masse durch ein flaches Meer vor etwa 95 Millionen Jahren während eines Zeitalters des Mesozoikums, das als Kreide bezeichnet wird. Durch eine Zergliederung der Sandsteinschichten in Folge von Erosion entstanden sog. Felsenstädte, also Gruppierungen von Sandsteinfelsen, die voneinander durch enge Gassen und Schluchten getrennt werden (Adamovič et al., 2010, Migoň et al., 2017). In Sandsteingebieten befinden sich unterschiedliche weitere Formen, von großen (zum Beispiel Tafelberge, steile Felswände) bis zu den kleinsten (zum Beispiel Waben, Salzaustritte) (Adamovič et al., 2010). Die Felsenstädte kommen quer durch unterschiedliche Lithologien sowie in unterschiedlichen Klimagebieten der Welt vor (Cílek, 2007).

Ihre regionale Einmaligkeit wird durch die Geometrie der Felsenstädte bedingt, die sich in Folge von hydraulischen sowie geodynamischen Prozessen in einer Gestalt von schlanken Türmen und steilen blockartigen Wänden etablierte. Es sind Gebiete mit einer stellenweise hohen Gefahr des Felssturzes mit direkten Auswirkungen auf die Infrastruktur und insbesondere auf die Sicherheit von Menschen. Die Qualifizierung dieser Bedrohung ist nicht einfach. Die Anfälligkeit des Sandsteins zur Verwitterung wird allgemein durch einige Aspekte bestimmt - insbesondere durch die Zeit, die Lage des Massivs im Bezug zu degradierenden Einwirkungen (chemische und mechanische Verwitterung), die Zusammensetzung des Sandsteins sowie durch seine Struktur und Textur, Verwerfungen und weitere Störungen des Massivs (Goudie, 2016), im Fall eines Felsversagens dann durch die Seismizität des Gebietes oder durch die Orientierung eines veranlagten Sturzes im Hinblick zum Gelände und den Aufbau, aber auch menschliche Tätigkeit.

Zu den natürlichen Zerfallsarten des Sandsteins gehört zum Beispiel die Salzverwitterung. Das ist ein Bündel von gleichzeitig wirkenden physikalischen sowie chemischen Prozessen, die zusammen ein sehr wirksames Verwitterungsmechanismus bilden (Goudie und Viles, 1997). In Folge der Kristallisierung der ursprünglich im Porenwasser gelösten Salze im Sandstein stellen sich Veränderungen des Volumens dieser Salze ein. Das hat eine Entstehung von Druck von bis zu einigen zehn oder hunderten MPa zur Folge. Dieser Druck übersteigt die Festigkeit des Sandsteins und verursacht somit seinen Zerfall (Goodman, 1989). An eine Salzverwitterung kann auch eine biogene Verwitterung anschließen, also eine Zerstörung der Sandsteinoberfläche durch Auswirkungen von Organismen. Das Vorkommen von verschiedenen Organismen kann aggressive organische Stoffe produzieren oder Schwefel- und Stickstoffverbindungen zu starken mineralischen Säuren umwandeln, die sich dann an der Verwitterung beteiligen (Winkler, 1994).

Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Salzverwitterung weist die Frostverwitterung aus - in diesem Fall wird aber der Druck anstatt der Kristallisierung der Salze durch die Auswirkungen der wachsen Eiskristalle und insbesondere dann den Transport von Ionen an die Stellen ihrer Kristallisierung verursacht (Scherer, 1999). In mitteleuropäischen Bedingungen ist die Frostverwitterung ein übliches Phänomen, der für einen Großteil der durch Sandsteine verursachten Schäden verantwortlich ist (Ruedrich et al., 2011). Ohne einer detaillierteren Untersuchung können die Wirkungen der Frostverwitterung nicht von denen der Salzverwitterung unterschieden werden und auch ihre Folgen sind in der Regel ähnlich. In der Salz- sowie der Frostverwitterung spielt das Wasser in den Sandsteinporen eine Rolle: für die Salzverwitterung gilt, dass die Verdunstungspunkte mit den Punkten des potentiellen Zerfalls identisch sind (Huinink et al., 2004) und bei der Frostverwitterung nimmt das Maß an Destruktion mit zunehmender Feuchtigkeit des Sandsteins zu (Hall, 1988).

Im Gegenteil kann die Erosion sowie die Verwitterung durch die Felskruste, also den fester verkitteten Teil der Sandsteinoberfläche verzögert werden. Solche Verfestigung entsteht auf Basis einer ständigen Verdunstung des Wassers aus Lösungen, die sich in den Sandsteinporen befinden. Somit werden die in diesen Lösungen beinhalteten Minerale ausgestoßen (am meisten werden unterschiedliche Quarzformen angegeben; Cílek und Langrová, 1994). Ein viel diskutiertes Thema sind die Auswirkungen der Organismen (Pilze, Algen, Blaualgen und weitere Bakterien) auf die Erosion und Verwitterung der Sandsteinwände. Durch manche Studien wird eine mechanische und biochemische Störung der Felskruste in Folge der Auswirkungen der Organismen beschrieben (Robinson und Williams, 2000), manche belegen im Gegenteil einen Schutz der Oberfläche vor Erosion, die durch Auswirkungen von Wind, fließendes Wasser oder Regenwasser sowie Temperaturschwankungen verursacht wird, aber auch vor Auswirkungen der Ausscheidung von Salzen (Gómez-Alarcón et al., 1995; Viles und Goudie, 2004) . Im zweiten Fall ist die Rede über eine sog. biogene Felskruste (Abb. 1). Die wahrscheinlichste Erklärung für diese widersprüchlichen Ergebnisse unterschiedlicher Studien scheinen neben unterschiedlichen Auswirkungen verschiedener Organismen auch unterschiedliche Sandsteinarten zu sein, die biokolonisiert werden. Es zeigt sich, dass eine konkrete biogene Felskruste über eine bestimmte Widerstandsfähigkeit gegenüber Erosion und Verwitterung verfügt. Ist der Sandstein im Untergrund weniger widerstandsfähig, so ist die Rede über den Schutz der Oberfläche durch Auswirkungen der Kruste. Ist der Sandstein im Untergrund an sich sehr widerstandsfähig, so erhöhen die Organismen auf seiner Oberfläche seine Widerstandsfähigkeit nur noch geringfügig, oder überhaupt nicht (Slavík et al., 2017). Bei festerem Gestein werden dann eher die destruktiven Auswirkungen überwiegen, weil die biokolonisierte Oberfläche eine geringere Widerstandsfähigkeit hat, als der Sandstein im Untergrund.

Abb. 1. Biogene Felskruste auf der Sandsteinoberfläche (nach Slavík et al., 2017)

Aus der Sicht der Geschwindigkeit der Verlaufes sowie der Gefährdung ist aber für den Zerfall der Sandsteinwände der Felssturz maßgeblich, also eine rasche und plötzliche Bewegung von Gesteinsmassen entlang steiler Hänge, indem der stürzende Felsblock Kontakt mit dem übrigen Massiv verliert und durch freien Fall in tiefere Lagen versetzt wird (Demek, 1988). Zu den Ursachen des Felssturzes können auch die Verwitterung und Erosion gehören, zum Beispiel die Auswirkungen von fließendem Wasser, eine Rolle spielt hier auch die sog. Bioerosion, indem durch die Klüfte in dem Sandstein Bauwurzeln durchdringen, die dann durch ihre Tätigkeit ein Abbrechen eines Großteils des Felsblocks entlang dieser Klüfte verursachen können. Eine Ursache für einen Absturz eines Felsblock kann auch die kritische Masse des Blocks durch das durch ihn nach starkem Niederschlag oder während Schneeschmelze aufgenommene Wasser sein. Zu den weiteren Ursachen des Felssturzes gehören eine erhöhte Seismizität in dem Gebiet, die natürliche Ursachen hat oder in Folge des Bergbaus oder Erschütterungen aus Linienbauwerken in der Umgebung entsteht. Ein Felssturz von Sandsteinwänden kann auch in Folge langsamerer Bewegungen der Böschungen in ihrer Umgebung oder ihres Untergrundes, bzw. in Folge einer Verflüssigung der Massen nach starken Niederschlägen entstehen.

Auch ein menschlicher Eingriff, sei es in der Geschichte oder in der Gegenwart, spielt in der Frage der Verwitterung und Erosion von Sandsteinen eine Rolle. Da Sandsteinfelsen durch den Menschen seit Urzeiten bewohnt, genutzt und umgestaltet wurden, ist der maßgebliche Einfluss des Menschen noch heute sichtbar - zum Beispiel Sandsteinbrüche, künstlich geschaffene Kapellen in den Felsen, Räucherkammern, aber auch Felsenburgen (Adamovič et al., 2010). Gegenwärtig entsteht in den Felsenstädten ein neues Problemm- die durch die hohen Besucherzahlen verursachte Erosion. Obwohl Erosion ein natürliches Prozess ist, beschleunigt eine höhere Anzahl der Besucher in attraktiven Gebieten den Zerfall der Sandsteingebilde. Im besseren Fall werden nur Sandsteinblöcke abgetreten, die sich unmittelbar an den touristischen Hauptrouten oder in ihrer Umgebung befinden, bzw. wenn die Sandsteinkörner auf den Schuhen der Besucher außerhalb des Innenraumes der Felsenstadt herausgetragen werden. Diese Folgen des Tourismus sind logisch, unausweichlich und man kann dafür niemanden schuldig machen. Ein schlimmerer Fall sind undisziplinierte Besucher, die in die Sandsteinfelsen verschiedene Innschriften kratzen oder sich außerhalb der markierten Wege bewegen und neue Wege austreten, wodurch die Sandstein- und Grasbedeckung unter den Felsen beeinträchtigt wird. Diese Abdeckung befestigt auf eine natürliche Art und Wise die Oberfläche und verlangsamt den Oberflächenabfluss. Im Fall einer Beeinträchtigung verändern sich aber die neu ausgetretenen Wege zu Erosionsrinnen, die zu einem erhöhten Sandabtrag beitragen. Ein bestimmtes Problem in den Schutzgebeiten kann auch durch das heute beliebte Bergsteigen verursacht werden - wenn die Bergsteiger bevorzugt auf den selben Wegen klettern, kann die den Sandstein schützende Felskruste beeinträchtigt werden, was eine erhöhte Erosion und Verwitterung zur Folge hat.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Gesteinsspannung ein wichtiger Faktor für die Koordinierung der Verwitterungs- und Erosionsprozessen ist und die Entstehung vielfältiger Formen in Sandsteinen ermöglicht, wie zum Beispiel Felsentore, Überhänge, Spalten sowie Abrundungen der Felsentürme (Bruthans et al., 2014; Ostanin et al., 2017, Abb. 2). Durch Experimente sowie Beobachtungen in der Natur konnte nachgewiesen werden, dass Teile des Sandsteinmassivs eine wesentlich längere Lebensdauer haben, wenn sie die Belastungen der höheren Bereiche des Felsmassivs übertragen, weil sie besser der Frost-, Salzverwitterung sowie der Wassererosion Widerstand leisten können (Bruthans et al., 2014, 2017, Abb . 2). Somit ist eine Senkung der Spannungen im Felsmassiv durch künstliche Eingriffe, wie etwa mit Hilfe von Stützen, für den Erhalt der Formen der Felsen kritisch. Es ist auch damit zu rechnen, dass eine nicht Belastung, oder sogar eine Zugbelastung eines Blocks dazu führen kann, dass der Felsenblock in Größenordnungen schneller zerfallen kann, als ein durch ein identisches Gestein gebildeter Felsmassiv. Somit sind bei der Vorhersage von Verwitterungsprozessen die Auswirkungen der Spannungen in Betracht zu ziehen (Řihošek et al., 2016).

Abb. 2: Physikalisches Modells eines belasteten Sandsteins, der Auswirkungen des Wassers ausgestellt ist. Die Wölbenspannung ím Gestein, die Punkte mit einer höheren Spannung bestimmt, ist für einen höheren Widerstand gegenüber der Erosion verantwortlich (Bruthans et al., 2014).

 

Mit der Beobachtung von gefährlichen Phänomenen in den Sandsteinen befassen sich viele Fachexperten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen. Alleine der langfristige Prozess der Verwitterung fällt aus Gründen unterschiedlicher Geschwindigkeiten der chemischen Degradierung des Sandsteins mit unterschiedlichen mineralischen Beimischungen zum Teil in den Bereich der Geologie und der Verwitterungsprozesse. Die Geomorphologen befassen sich mit dem Vorkommen und Ursachen der Entstehung der Salz- und Frostverwitterung sowie mit unterschiedlichen Formen auf der Oberfläche der Sandsteine, wie es zum Beispiel die Waben sind, die durch diese Prozesse geformt werden (Bruthans et al., 2018). Weil die Salz- sowie die Frostverwitterung an das Wasservorkommen im Sandstein und gleichzeitig auf die Bewegung des Wassers gebunden sind (Hall, 1988; Huinink et al., 2004), können bei der Feststellung von potentiellen Punkten des Zerfalls des Gesteins Fachbereiche wie Hydrogeologie, Hydrologie und Hydraulik helfen, die sich mit der Strömung des Wassers in poröser Umgebung befassen, wie zum Beispiel das Team der Wissenschaftler aus dem Fachbereich der Hydrogeologie der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität. Das Team der Fachexperten der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden verfügt über Methoden, die eine Quantifizierung der Festigkeit sowie des Verwitterungsmaßes der untersuchten Gesteine sowie die Bestimmung ihrer Wasserdurchlässigkeit ermöglichen, also der Parameter, die die Anfälligkeit des entsprechenden Massivs zur weiteren Verwitterung oder sogar zum Versagen (Felssturz) bestimmen. Eine Vorbestimmung zur Verwitterung, zur Strömung des Wassers durch die Umgebung aber auch zum Felssturz und Verformungen von Böschungen kann auch durch die Struktur und Schichten des Sandsteins gegeben sein, insbesondere durch die Orientierung der Klüfte, mit der sich die Struktur- und allgemeine Geologie befasst. Der Zerfall der Struktur im Sinne der Freisetzung der Einkeilung der Körner in den entlasteten Bereichen des Massivs bedingt die Form der Felsentürme sowie die Entstehung von Felsüberhängen, Arkaden und Spalten. Die dargestellte Problematik ist für die Entstehung der u.a. touristisch visuell attraktiven Sandsteintore und Bögen, Wabenstrukturen des Sandsteins oder einer allmählichen Setzung der Erdkörper aus Sandsteinschüttgut "verantwortlich" und stellt eine Schnittmenge der Teilbereiche der Erdstoffmechanik / Bodenmechanik und der Hydrogeologie dar. Mit den Ursachen und Prinzipien des Felssturzes befasst sich die Ingenieurgeologie oder die Felsenmechanik, mit der Anfälligkeit der Böschungen zu Hangbewegungen befassen sich ein Team der Ingenieurgeologie der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität und Fachexperten des Faches Geotechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Die Mitarbeiter der Technischen Universität in Reichenberg (TU Liberec) haben Erfahrungen mit der Modellierung als Entscheidungshilfe bei Entscheidungen über die Landschaftsnutzung. In den betroffenen Gebieten ist bei solchen Entscheidungen auch die Gefahr eines Felsensturzes in Betracht zu ziehen. Um ein glaubwürdiges Modell aufstellen zu können müssen die entsprechenden Eigenschaften der Gesteine sowie des Bodens genutzt werden, die durch die Projektpartner im Labor oder im Gelände gewonnen wurden.

Lösungsansätze im Bereich des Stabilität der Felsen sind somit eindeutig interdisziplinär. Diese Tatsachen sind eines der Argumente für das geplante Projekt eines Grenzüberschreitenden Experten- und Frühwarnsystem für Georisiken im Elbsandsteingebirge (Přeshraniční expertní a varovný systém pro georizika v Labských pískovcích) des Kooperationsprogramms Freistaat Sachsen - Tschechische Republik 2014 - 2020 zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit INTERREG V A. Den Kern der Arbeiten bildet die Entwicklung von Plattformen, die dem Nutzer mit Hilfe von zum Beispiel einer mobilen Anwendung Ergebnisse von Messungen, Warnzustände sowie Risiken vermitteln würden. Diese Werden auf Grundlage der Ergebnisse des Monitoring in Kombination mit einer Vorhersage u. a. auf Grundlage fortgeschrittener numerischer 3D Modelle aktualisiert (Abb. 3). Die Schlüsselaspekte in den Modellen sind die Aspekte der Geometrie des Problems sowie die physikalisch-mechanischen Eigenschaften. Die gegenwärtigen Technologien ermöglichen raumbezogene Laseraufnahmen sowie statische Aufnahmen, aber auch Flugaufnahmen mit Einsatz von Drohnen oder direkt von Flugzeugen. Glaubwürdige Werte der Materialeigenschaften stellen eine Grundvoraussetzung für eine realistische Einschätzung des Verhaltens dar. Im Sinne des geplanten Projektes wird der Schwerpunkt auf die Steifheit- und Festigkeitsanisotropie gelegt.

Abb. 3. Numerisches Model der Gestaltung der Spannungen im Gestein. Oben - Bereich einer erhöhten Spannung, der eine zukünftige Verwitterung des Massivs in die Form eines Tores vorhersagt. Unten - Gestaltung der Spannung in dem bereits ausgeformten Tor. Im Bereich des Torkörpers ist die Spannung größer, als in seiner Umgebung. Übernommen aus Řihošek et al. (2018).

 

 

Es ist relativ nicht einfach, eine konkrete Stelle oder Felsblock im Sinne des Risikos für die Infrastruktur oder die Besucher abzuschätzen. Oftmals sind Stellen mit Felsüberhängen relativ sicherer, als labile Wackelsteine oder ein Felsmassiv mit einem ungünstigen Einfallen der Spalten und Fugen. Einer der Punkte für eine Auswertung dieser Gefahren auf Grundlage von Messungen ist auf Abb. 4 dargestellt. 4. In allen Fällen werden die ausgewählten Risikobereiche einem Monitoring unterzogen, der insbesondere in der Messung der Verschiebungen der Lage der Blöcke gegenüber dem Felsmassiv im Laufe der Zeit beruht.

Abb. 4. Problematischer Bereich im Sinne der Auswertung des Risikos im Bezug zu anderen potentiell gefährlichen Stellen. Der Sandsteinüberhang bei Buschmühle an der Kirnitzschtalstraße etwa 12 km von Bad Schandau, Sächsische Schweiz.

Die Instrumente für das Monitoring potentieller Stellen des Felssturzes können unterschiedlich sein. Als ein Rahmen können folgende Einrichtungen und Aktivitäten erwähnt werden:

a) Inklinometer,
b) Dilatometer,
c) geodetische Beobachtungen,
d) mikroseismische Sonden,
e) beliebige Kombination a) bis d).

Mit Inklinometern wird die Neigung der Blöcke, mit Hilfe von Dilatometern ihre gegenseitige Verschiebung gemessen. Ein geodätisches Monitorring kann trigonometrisch unter Einsatz von Geräten auf einem Stativ, bzw. von GPS durchgeführt werden. Mit mikroseismischen Sonden können unter normalen Umständen für den Menschen nicht bemerkbare dynamische Antwortsignale erfasst werden, die ein Ergebnis einer Verschiebung in der Spalte und einer Verbreitung eines Bruches oder eines Risses im Gestein sind. Beispiele eines Inklinometers und eines Dilatometers sind auf Abb. 5 und 6 dargestellt.

Abb. 5. Saitenneigungsmesser Quelle: Vortrag, Doc. Ing. Eva Hrubešová, Ph.D., Hochschule für Bergbau. /http://fast10.vsb.cz/hrubesova/mon5.htm

Abb. 6. Zweiaxialer Neigungsmesser, Genauigkeit 0,02° von der Ges. FSG. Quelle: Firmenprospekt FSG Fernsteuergeräte, www.fernsteuergeraete.de.

Während der Quantifizierung der Risiken sowie des weiteren Verhaltens des Massivs (zum Beispiel anhand numerischer Modelle oder einer Extrapolation der Messergebenisse) müssen die Korrelation der Daten mit dem Tages- und Nachtverlauf der Temperatur, der Anzahl der Eis-, Frost- oder arktischer Tage, der Ausrichtung problematischer Bereiche im Bezug zum Sonnenschein, das Maß der Betroffenheit der Spalten durch Niederschlag oder Oberflächen- oder Grundwasser in Betracht gezogen werden. Somit sind die Vorhersagen des Verhaltens des Massivs mit einer relativ hohen Unsicherheit belastet. Also sollte das Monitoringsystem so weit wie möglich effektiv ergänzt, erweitert und automatisiert werden und Erkenntnisse aus ähnlichen Standorten zum Einsatz kommen.

Wird ein konkreter Felsblock als Risikobehaftet eingeschätzt und folgend über seine Zerstörung entschieden, wird dieser meistens mit Hilfe von Sprengarbeiten beseitigt. Sprengarbeiten sind im Sinne dynamischer Auswirkungen auf das umliegende Massiv, sowie auf die anthropogenen Strukturen in der Umgebung auszuwerten. Sämtliche Stellen, an denen Sprengarbeiten durchgeführt werden, sowie die Menge der Sprengladungen müssen im Einklang mit den Regeln und Empfehlungen geplant werden, die in den Bereich der Destruktionsarbeiten im Baugewerbe und der Dynamik von Bauwerken gehören. Eine mechanische Sicherung ist ein untrennbares Bestanteil einer Schnittmenge der Fachbereiche Geotechnik / Baumechanik und kann durch vielfältige Möglichkeiten umgesetzt werden, insbesondere:
a) Abtragung oder Sprengung der Masse des Massivs,
b) Anker,
c) Fanggitter,
d) Bolzen.
Ein gutes Beispiel einer Felsenstadt, die aus touristischer sowie aus wissenschaftlich-technischer Sicht attraktiv ist, sind Gebiete in der Sächsisch - Böhmischen Schweiz im Elbsandsteingebirge. Hier ist die Gefahr einer Unstabilität der Felsen relativ hoch. Die folgende Graphik (Abb. 7) zeigt ausgewählte Risikobereiche im Elbsandsteingebirge auf der deutschen sowie der tschechischen Seite der Sächsisch-Böhmischen Schweiz.

Abbildung: 7. Ausgewählte Risikobereiche in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Übernahme von Wichert (2016).

 

Ein völlig einmaliges Gebiet ist in dieser Hinsicht die Stadt Herrnskretschen (Hřensko) auf der böhmischen Seite, in der bereits einige Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden. Aus geologischer Sicht stellt ein konkretes Risiko der Felssturz dar, insbesondere nach einem Wegbrechen von überhängenden und geneigten Teile. Weniger handelt es sich um Rutschungen, aber ein Ungleichgewicht der Massen, das letztendlich zum Sturz führt, kann primär durch Spannungs- und Verformungsprozesse im Untergrund oder in der Böschung verursacht werden, insbesondere durch eine langfristige schleichende Verformung.

Von Beispielen des Felssturzes im Elbsandsteingebirge gibt es viele, während der letzten 25 Jahren wurden im Bereich des Elbsandsteingebirges auf der deutschen und tschechischen Seite insgesamt mehr als 170 solche Ereignisse gezählt. Am besten Dokumentiert sind die Ereignisse, die unmittelbar die Gesundheit sowie das Eigentum der Bevölkerung bedrohen, d.h. insbesondere in Gebieten größerer Siedlungen. In der Regel gilt diesen Ereignissen auch eine entsprechende Aufmerksamkeit der Medien. Ein Beispiel eines Felssturzes in Herrnskretschen ist auf Abb. 8 dargestellt. 8.

Abbildung: 8. Absturz eines Felsenblocks am 15.10.2009 um etwa 7:45 Uhr im Raum zwischen der Tankstelle und der ehemaligen Gaststätte "Přístav". Vom Volumen her handelte es sich um 6 bis 9 cm3. Quelle: www.NPCS.cz

 

Auf Abb. 9 ist ein Beispiel der Messung im Massiv der Wilden Schlucht der Kamnitz (Kamenice) dargestellt. Messungen aus der Schlüsselzeit der beginnenden Divergenz der Fluktuation in der Bewegung des Massivs standen leider nicht zur Verfügung, somit konnte nicht rechtzeitig auf den kritischen Stand vor dem Absturz des Überhanges reagiert werden. Der Überhang wurde von dem umliegenden Massiv mit einer markanten Spalte getrennt und seine Stabilität hing praktisch nur von der Stabilität des Untergrundes ab. Dazu wurde der Block durch Veränderungen des Wassergehaltes in den Spalten nach der Einfrierung zyklisch gedrückt.

Abbildung: 9. Beispiel der Messungen im Massiv im der Wilden Schlucht der Kamnitz (Übernommen von Vařilová et al., 2005). Es ist offensichtlich, dass die mehr oder weniger lineare Entwicklung der Verformung bis 11.2004 eine heftige Beschleunigung ausgewiesen hat, was ein Anzeichen des sich nährenden Felssturzes ist.

Ein Beispiel eines wohlbekannten Felsgebildea, dass in Folge von Verwitterung und Erosion seine Form verändert, ist das Präbischtor (Abb. 10) in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Anhand eines Vergleiches von älteren und gegenwärtigen Aufnahmen wird abgeschätzt, dass in Folge der Bewegungen der Besucher auf der Oberfläche des Tores in der Zeit, wann dies noch zugelassen war, es zum Abtritt der Oberfläche um etwa 80 cm kam (Vařilová und Belisová, 2010). Wie aus einem Vergleich älterer sowie gegenwärtiger Aufnahmen zu erkennen ist, ist die Oberfläche des Präbischtores gleichzeitig durch Salzverwitterung betroffen. Gegenwärtig findet am Präbischtor ein detailliertes Monitoring statt (Bewegung der Blöcke, Reaktion auf Wärmebelastung während der Besonnung, etc.), um so jegliche negativen Phänomene erfassen zu können. In der Vergangenheit wurden eine Imprägnation der Oberfläche des Sandsteins oder eine Stützung des Toren erwogen, im Hinblick zu den neuen Feststellungen über die Entstehung der Felsentore scheinen aber solche Maßnahmen kontraproduktiv und hochriskant zu sein.

Abbildung: 10. Das Präbischtor in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Quelle: http://www.npcs.cz/fotogalerie/fotografie-krajiny-np-ceske-svycarsko-blizkeho-okoli/pravcicka-brana-okoli/pravcicka-br-1

 

 

Podklady/Multimédia

http://www.ceskatelevize.cz/porady/11302475540-brany/ Dokument des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (Česká televize), in dem die Entstehung der Felsentore erklärt und dem Zuschauer vermittelt wird, die durch das Team um J. Bruthans das Prinzip entdeckt wurde, das die Entstehung der Felsentore steuert.

https://www.youtube.com/watch?v=bRlw4J1ypgI Entstehung der Felsentore, Aufzeichnung eines Experimentes aus dem Labor.
Video über die Entwicklung des Tors, Aufzeichnung eines Experimentes im Gelände:
http://www.geosociety.org/datarepository/2019/2019028_Video%20DR1.zip (Pfad direkt zur komprimierten Datein)
http://www.npcs.cz/fotogalerie/fotografie-krajiny-np-ceske-svycarsko-blizkeho-okoli/pravcicka-brana-okoli/pravcicka-br-1 Aufnahmen des Präbischtors.
http://www.npcs.cz/ve-hrensku-se-zritil-skalni-blok Beitrag über den Absturz des Felsenblock vom 15.10.2009 in Herrnskretschen.
http://fast10.vsb.cz/hrubesova/mon5.htm
www.fernsteuergeraete.de
www.NPCS.cz


Použitá literatura:

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Ab den 1940er Jahren findet in Böhmen ein umfangreicher Braunkohlebergbau in Tagebauen statt. Dieser Bergbau findet im Bereich tertiärer Braunkohlebecken statt (Abb. 1).

Abb. 1 Geologische Karte Nordwestböhmens mit eingetragenen tertiären Braunkohlebecken (A - Egerbecken, B- Falkenauer Becken, C - Brüxer Becken). Der Braunkohlebergbau ist im Brüxer, und in einem geringeren Umfang im Falkenauer Becken konzentriert. (Kartenunterlagen: www.geology.cz)

Ein Bestandteil des Bergbaus im Tagebauverfahren ist die Beseitigung der überlagernden Schichten des Hangenden, die in Form von Erdklumpen in einer Größe von bis zu etwa 50 cm auf Kippen abgelagert werden. Diese Klumpen werden durch festen und harten Ton gebildet, er stellenweise bis in Tonstein übergeht. Die Kippen entstehen außerhalb des Tagebaus (sog. Außenkippen), aber auch im eigenen Bereich des Tagebaus, an denen das Kohlenflöz bereits ausgekohlt wurde (Innenkippe). Die Außenkippen werden in der Anfangsphase des Abbaus gebildet, , wann Raum für den eigentlichen Abbau geschaffen werden muss. In den späteren Phasen des Abbaus werden Innenkippen bevorzugt. Das hat praktische (eine Verfüllung des abgebauten Raumes), sowie auch ökologische Gründe (Minimierung der durch Bergbautätigkeit in Mitleidenschaft gezogener Fläche der Landschaft). Die Mächtigkeit der Innenkippen kann bis 200 m reichen, bei den Außenkippen bewegt sich ihre Höhe bis 100 m.

Nach dem abräumen wird das Material mit Gurtförderanlage zur Kippe transportiert und mit Hilfe eines Absetzers frei auf die Kippe verkippt (Abb. 2).  Das Volumen der abgeräumten Erden bewegt sich in Nordböhmen an die 200 Millionen m3 jährlich. Bei solchen Mengen kann keine Aufbereitung ihrer mechanischen Eigenschaften, bzw. ihre Verdichtung durchgeführt werden.
 

Abb. 2 Das Verfahren des Verkippens der Tonklumpen auf die Kippe (Tagebau Bílina im Brüxer Becken)

Das Material einer frisch aufgeschütteten Kippe hat den Charakter eines grobkörnigen Schüttguts mit einer hohen Gesamtporosität. Die durchschnittliche Porosität der Tonklumpen bewegt sich an die 40% und in Kombination mit dem Hohlraumvolumen zwischen den einzelnen Klumpen erreicht die Gesamtporosität einer frisch aufgeschütteten Kippe an die 70% (Feda, 1998). Während dem Prozess stellt sich eine bestimmte Segregation der Klumpen ein. Die größeren Klumpen konzentrieren sich an den Schüttkegeln. wobei insbesondere das Feingut in dem oberen Teil bleibt. Somit ist das Hohlraumvolumen der Kippe nicht gleichmäßig und es entsteht eine bestimmte räumliche Heterogenität, die ein schwierig abschätzbares Verhalten der Kippe während der Degradierung der Kippenstruktur verursacht.  

Im Laufe der Zeit stellen sich wesentliche Veränderungen der Kippenstruktur ein. Die Hohlräume werden geschlossen und die Klumpen plastisch umgeformt. Somit verändert sich der Charakter der Kippe vom anfänglichen Stand eines grobkörnigen Schüttguts zu einem feinkörnigen Material mit vollkommen unterschiedlichen Eigenschaften (Ab. 3 und 4).

Abb. 3: Frisch aufgeschüttete Kippe mit der Ausprägung als ein grobkörniges Schüttgut. Auf dem Bild ist die Segregation der Klumpen zu sehen, die größeren Fallen bis zum Fuß der Böschung, das feinkörnige Material bleibt in der Nähe des Schüttkegels.

 

Abb. 4: Teilweise degradierte Kippenstruktur einige Jahre nach der Verkippung Die Hohlräume zwischen den Klumpen sind zum Teil mit feinkörnigem Material verfüllt. Die Grenzen der einzelnen Klumpen sind aber auch weiterhin gut sichtbar, die mechanischen Eigenschaften werden in dieser Phase auch durch die ursprüngliche Struktur der Kippe beeinflusst.

Das Prozess der Verformung der Kippe unterliegt unterschiedlichen Mechanismen, die nach Feda (1998)  folgende Prozesse umfassen:
•    Zerkleinerung der Klumpen - ein Prozess, der durch den Anstieg der Feuchtigkeit der Klumpen und Reduzierung ihrer Festigkeit beeinflusst wird. In Folge einer geringeren Festigkeit werden die einzelnen Klumpen zerstört und ihre Größe Reduziert.
•    Plastische Umformung der Klumpen - ein Prozess, der für feuchte Klumpen typisch ist, die durch den Druck des Hangenden plastisch umgeformt werden. In Folge dessen schließen sich Hohlräume zwischen den Klumpen allmählich.
•    Umgestaltung der Klumpen - durch den Druck des Hangenden verändert sich auch die Gestaltung der Klumpen (Verschiebungen, Rotation). Dieses Prozess führt wieder zur Reduzierung der anfänglichen Hohlräume.
•    Herausbildung einer Plastizität an den Kontakten der Klumpen  - im Fall einer höheren Feuchtigkeit können eine plastische Umformung des Tons an Kontakten der Klumpen und ihre gegenseitige Verbindung eintreten. Somit entsteht an den Kontaktflächen Saugen (negativer Porendruck), wodurch große Hohlräume und eine langfristig unstabile Gestaltung der Kippe entstehen.

Diese dargestellten Mechanismen hängen im unterschiedlichen Maß an der Wasserzufuhr in die Kippe (Sättigungsstand) und der einwirkenden vertikalen Spannung ab. Auf Abb. 5 werden die einzelnen Prozesse schematisch dargestellt.  

stupeň nasycení

Sättigungsstufe

vertikální napětí

Vertikalspannung

nárůst pórovitosti

Anstieg der Porosität

drcení, přeuspořádání zrn

Zerkleinerung, Neuordnung der Körner

plastické přetváření

Plastische Umformung

uzavírání makropórů

Schließen der Makropore

Abb. 5: Schematische Darstellung der Prozesse, die zur Degradierung der ursprünglichen Kippenstruktur führen Die oberen Bilder zeigen die Struktur der frischen Kippe mit den verbundenen Hohlräumen. Rechts oben ist eine offenere Struktur, die durch feuchtere Klumpen und das Saugen an ihren plastischen Kontakten verursacht wurde. Auf den unteren Bildern sind Prozesse dargestellt, die die Umformung der Kippe begleiten. Links unten die Zerkleinerung und Umgestaltung der Klumpen, rechts dann die plastische Umformung der Klumpen, die mit der Schließung der Hohlräume und einer Homogenisierung des Kippenkörpers in Verbindung stehen.

Alle dargestellten Prozesse verlaufen in der Kippe nach und nach viele  Jahre lang. Die Geschwindigkeit der Umformung der Struktur hängt von vielen Faktoren ab, dabei sind die bedeutendsten das Vorkommen von Wasser und die einwirkende Spannung. Das Wasservorkommen nimmt im Laufe der Zeit in Folge der Versickerung des Niederschlags zu. Bei Innenkippen kommt es nach der Einstellung des Bergbaus zu einem allmählichen Anstieg des Grundwasserspiegels, der während dem Bergbau meistens durch die Wasserförderung künstlich abgesenkt wurde. Die Auswirkungen der einwirkenden Spannung sind in Abhängigkeit von der Mächtigkeit des Hangenden zu sehen. Somit stellt sich in den tieferen Bereichen der Kippe eine schnellere Degradierung der Struktur ein.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der sich auf die Degradierung der Kippenstruktur in dem oberflächennahen Bereich auswirkt, ist die Verwitterung. Die Klumpen, die Veränderungen der Temperatur und der Feuchtigkeit ausgesetzt sind, unterliegen einem wesentlich schnelleren Zerfall. Somit degradiert die Struktur der Klumpen und Hohlräume und das entstehende Feinmaterial wird schrittweise tiefer in den Körper der Kippe hereingespült. Die Auswirkungen der Verwitterung sind auf Abb. 6 dargestellt. 

Abb. 6: Darstellung der Verwitterung der Klumpen in Folge einer zyklischen Wassersättigung und Austrocknung. Die Bilder oben zeigen die Klumpen unter Wasser, bei denen keine Veränderungen der Sättigung eingetreten sind. Das Bild unten stellt einen zyklisch mit Wasser gefluteten Klumpen dar, der folgend durch Verdunstung unter konstanter Temperatur austrocknete. Die Bilder von links nach rechts zeigen den Boden nach 1 - 4 Kreisläufen der Sättigung und Austrocknung. Auf dem Bild ist eine allmähliche Degradierung des Klumpens im Zusammenhang mit einer  ansteigenden  Anzahl der Zyklen zu sehen (Kostkanová et al., 2014).

Das Prozess der Umformung der Struktur ist auch an seinen mechanischen Eigenschaften durch die Abnahme der Festigkeit, einer ungleichförmigen Verformbarkeit und einem markanten Rückgang der Durchlässigkeit zu sehen. Selbst viele Jahre nach der Aufschüttung der Kippe kann aber ihre Struktur nicht als homogen eingestuft werden. Insbesondere die hohe und ungleichmäßige Verformbarkeit der Kippenoberfläche stellt ein Erschwernis für eine weitere Bebauung dar. Die Gesamtfläche der Kippen der Braunkohletagebaue in Nordböhmen überschreitet aber wesentlich 100 km2 . Aus diesem Grund ist es notwendig sie für eine weitere Bebauung zu nutzen. Somit stellt eine Baugründung auf Kippen aus geotechnische Sicht eine langfristige Herausforderung dar.

 

Die Bautätigkeit

Die komplizierten mechanischen Eigenschaften der Kippen wirken sich auf die Bautätigkeit aus. Die Auswirkungen einer ungleichmäßigen Verformbarkeit der Kippe müssen bereits bei der Auswahl der Bauweise sowie entsprechender Methoden der Baugründung berücksichtig werden. Für eine erfolgreiche Baugründung müssen oftmals Maßnahmen zur Bodenverbesserung ergriffen werden, deren Ziel insbesondere die Beseitigung der Hohlräume ist. Die einzelnen Methoden der Bodenverbesserung werden im Kapitel Lösungsbeispiele diskutiert.

Bergbautätigkeit

Eine geringe Festigkeit einer degradierten Kippe hat grundlegende Auswirkungen auf die Bergbautätigkeit an sich. Die Standsicherheit der zeitweiligen sowie der endgültigen Kipppenböschungen gehört zu oft diskutierten Themen. Bei der Entstehung von Rutschungen auf den Böschungen der Kippen nimmt die Festigkeit an den Scherflächen auf residuale Werte ab, die auch 7° erreichen können. Somit ist eine Stabilisierung sowie Sanierung der entstandenen Rutschungen sehr aufwendig und kostspielig. Ein Beispiel einer Rutschung kann zum Beispiel die Rutschung im Bereich der Kippe des Tagebaus Merkur im Jahre 1985 sein, das Gesamtvolumen der Rutschung wurde damals mit 140 Millionen m3 Erdmassen beziffert (Větrovský, 2006).

Hydrogeologie

Einer der maßgeblichen Faktoren, die sich auf die Geschwindigkeit der Umgestaltung der Kippe auswirken, ist das Wasservorkommen. Somit ist der Wasserhaushalt der Kippe einer der grundlegenden Aspekte, die zu untersuchen sind. In einer frischen Kippe funktioniert ein System von verbundenen Lüftungsräumen als einer Quelle bevorzugter Drainagewege, durch die frei das Niederschlagswasser strömt. Das Wasservorkommen führt allmählich zur Steigerung der Plastizität der Klumpen und zur Schließung der verbundenen Hohlräume. In Abhängigkeit von den Bereichen der Versickerung kann aber diese Entstehung der Plastizität nur einen lokalen Charakter haben. Auf Abb. 7 sind die Quellen einer ungleichmäßigen Versickerung dargestellt, das können abflusslose   Absenkungen sein, die nur durch Niederschlag gespeist werden und in Geländefalten auf der Oberfläche der Kippe entstehen. 

Abb. 7: Quellen einer ungleichmäßigen Versickerung auf der Kippe Radovesická výsypka etwa 12 Jahre nach der Verkippung - - mit Niederschlagswasser gespeiste Absenkungen (Vojar et al., 2012).

Der Wasserhaushalt der Innenkippen umfasst eine schrittweise Sättigung der Kippe von den unteren Schichten in Folge des Anstiegs des Grundwasserspiegels. Dieser wurde während dem Abbau künstlich durch Pumpen abgesenkt, nach der Einstellung des Bergbaus kommt es zum Ausgleich des Grundwasserspiegels. Im Unterschied zur Versickerung des Niederschlags ist dieser Prozess flächendecken und kann fortschreitendes Versagen der Kippenstruktur in den gesättigten Bereich zur Folge haben. Dieses Phänomen, dass an vielen ähnlichen Standorten auch im Ausland (Charles, 2001) dokumentiert wurde, zeichnet sich durch eine plötzliche Setzung der Oberfläche ab, deren Folge eine Beeinträchtigung der Bauwerke ist.

Rekultivace krajiny

Die mechanischen Eigenschaften der Kippen sowie die Art der Rekultivierung der Bergbaufolgelandschaft tun sich gegenseitig beeinflussen. Die Form der Oberfläche nach der Rekultivierung muss eine langfristige Stabilität ausweisen, einschließlich der Uferböschungen künstlicher Restseen, die in gefluteten Restlöchern entstehen. Die Zuführung von Wasser in ein durch Bergbau betroffenes Gebiet hilft im Gegenteil einer rascheren Degradierung der Struktur der Kippen und ihrer Homogenisierung. Im Idealfall sollte das Gesamtkonzept der Rekultivierung der Landschaft mit einer Stabilisierung der mechanischen Eigenschaften der Kippenerden verbunden sein.

 

Lösungsbeispiel

Aus der bisherigen Darstellung ergibt sich, dass das Hauptproblem bei der Gründung von Bauwerken auf Kippen das schwierig einschätzbare Verhalten der Kippen ist, das insbesondere mit den Hohlräumen im Erdmaterial zusammenhängt. Deswegen ist es bei Baugründungen auf Kippen wichtig solche Arten von Bauwerken zu wählen, die nicht sensibel hinsichtlich ungleichmäßiger Setzungen des Baugrundes sind. Ein weiteres entsprechendes Aspekt der Lösung des Problems ist eine Reduzierung des Potentials der ungleichmäßigen Setzungen vor der eigentlichen Bautätigkeit, insbesondere mittels einer Minimierung der Hohlräume. Dazu können folgende Verfahren eingesetzt werden:

Wassersättigung

Die Zuführung von Wasser in den Körper der Kippe verursacht ein Aufweichen der Klumpen und beschleunigt die Umwandlung ihrer Struktur. Die Umwandlung der Struktur ist ein zwangsläufiger Prozess. der früher oder später eintreten muss. Eine gute Lösung beruht somit darin, diesen Prozess so zu beschleunigen, dass er im höchstmöglichen Maß noch vor Beginn der Baumaßnahmen auf der Kippe erfolgen kann. Ansonsten droht die Gefahr einer Beeinträchtigung der bereits bestehenden Bauwerke. Eine ideale Lösung ist eine fortschreitende Sättigung der Kippe in Folge des Grundwasseranstiegs. Wie bereits ausgeführt wurde, ist dieser Prozess nach der Einstellung des Bergbaus typisch für die Innenkippen. Versuche einer Sättigung der Kippen von der Oberfläche aus mit Hilfe von Versickerungsrinnen zeigten sich wirklich nicht wirksam. Der Grund dafür ist insbesondere die Tatsache, dass die Versickerung mittels bevorzugter Wege stattfindet. Die Umwandlung der Kippenstruktur erfolgt somit nur lokal,nicht in ihrem Gesamtvolumen.

Rüttelverfahren

Das Prinzip des Rüttelverfahrens ist die Anwendung eines rottierenden exzentrischen Gewichtes auf der Oberfläche der Kippe. Durch das drücken des Kippentons in die Seiten kommt es zur Verdichtung der Kippe und Reduzierung der Hohlraumvolumens. Das so entstandene Profil kann mit Ton mit ähnlichen Eigenschaften verfüllt werden, der fortschreitend verdichtet wird (Abb. 8). Alternativ kann das Profil diesseits und jenseits mit Kies oder Steingemisch mit einer höheren Tragfähigkeit als Ton gefüllt werden. Der Nachteil dabei ist, dass der durchlässige Kies eine Versickerung des Wassers in den Kippenkörper verursachen kann, wodurch die Gefahr der Setzungen nach der Vollendung des Bauwerkes zunimmt. Aktuell besteht dieses Risiko insbesondere bei frischen Kippen mit einem höheren Hohlraumwert (Větrovský, 2006).

Abb. 8: Beispiel der Bodenverbesserung mit Hilfe sog. Tinpfeiler (Vaníček a Vaníček, 2008)

Vorbelastung mit Hilfe einer Aufschüttung

Ein geeignetes Instrument zur Senkung ungleichmäßiger Setzungen ist eine Vorbelastung durch eine Aufschüttung. In dem Bereich des geplanten Bauvorhabens wird eine Aufschüttung ausgeführt, die im Idealfall auf der Kippenoberfläche eine größere Spannung auslöst, als das geplante Bauwerk. In Folge der Vorbelastung werden die Hohlräume reduziert. Die in Folge der Schließung der Hohlräume verursachten Setzungen stellen dann meistens ein relativ schnellen Prozess dar. Die Geschwindigkeit wird insbesondere durch das verbundene Porensystem verursacht. Dieses Verfahren verursacht zwar eine bestimmte Verzögerung vor der Ausführung des Bauwerkes (schätzungsweise im Umfang von Monaten) , als ein Vorteil dieser Methode kann aber die Tatsache betrachtet werden, dass die Aufschüttung unter Einhaltung der vorgeschriebenen Verfahren als eine Konstruktionsschicht des Bauvorhabens verwendet werden kann (zum Beispiel Dämme bei Linienbauwerken).

Dynamische Verdichtung

Die dynamische Verdichtung ist ein Verfahren, das auf wiederholten dynamischen Einschlägen eines schweren Gewichtes auf die Oberfläche der Kippe beruht. Das Gewicht sowie die Fallhöhe sind Parameter, die sich auf die Intensität der Verdichtung sowie die Reichtiefe auswirken. Die Verdichtung muss in einem entsprechend gewählten Raster durchgeführt werden, um ein gleichmäßiges Ergebnis in der gesamten betroffenen Fläche erreichen zu können. Aus einem Vergleich der dynamischen Verdichtung und der Vorbelastung durch eine Aufschüttung ergibt sich (Charles, 2008), dass bei den selben Setzungen der Oberfläche die statische Belastung durch die Aufschüttung eine größere Reichtiefe hat, während die dynamische Verdichtung eine höhere Effizienz in den flachen Schichten der Kippe ausweist.

Ersatz des Bodens

Eine weitere Möglichkeit ist der Ersatz des Kippenmaterials durch besseren Boden. Dieses Verfahren ist finanziell aufwendig und verursacht Probleme mit der weiteren Nutzung des Erdaushubs. In manchen Fällen kann aber dieses Verfahren für den Ersatz der Böden in der oberflächennahen Schicht genutzt werden, in der die größten Setzungen erwartet werden.

Weitere Verfahren

Es gibt noch eine Reihe von weiteren Methoden, deren Anwendung nicht ganz üblich ist.  Zu diesen gehört eine Vorbelastung mit Hilfe von Vakuum, Verdichtung mit Hilfe von gesteuerten Explosionen, Einspritzungsverfahren, Einsatz von Geokunststoffen, chemische Stabilisierung oder Einsatz vertikaler Drainagen, die zur Beschleunigung der Konsolidation zum Beispiel in Kombination mit der Vorbelastung durch die Aufschüttung dienen können. 

Modellierung von Versuchsdämmen im Rahmen der Autobahn D8

Als ein Beispiel eines konkreten Bauwerkes auf einer Kippe kann die Autobahn D8 Dresden - Prag dienen. Der Autobahnabschnitt zwischen Türmitz (Trmice) und Kninitz (Knínice) verläuft durch eine Gebiet, dass durch den Bergbau betroffen war. Etwa die Hälfte des 12 km langen Abschnitts befindet sich auf Kippen. Vor dem eigenen Bau der Autobahn wurden in der geplanten Strecke zwei Versuchsdämme aufgebaut, die einem Monitoring unterzogen wurden (Abb. 9). Diese Aufschüttungen wurden an Stellen gebaut, an denen die Autobahn die Kippe des Tagebaus Antonín Zápotocký durchtrennt. An Stellen der aufgeschütteten Dämme hatte die Kippe eine Mächtigkeit von etwa 25 - 30 m, war voll gesättigt und ihr abgeschätztes Alter war etwa 30 Jahre.

Abb. 9: Versuchsdämme auf der Strecke der zukünftigen Autobahn D8 vor Baubeginn.

Die Aufschüttungen wurden mit Inklinometern, mit tiefen magnetischen Referenzzeichen, die in Bohrungen in unterschiedlichen Tiefen unterhalb der Aufschüttungen installiert wurden, mit Profilen der hydrostatischen Nivellierung, mit denen die Setzungen der Kippenoberfläche unter den Aufschüttungen aufgezeichnet werden können und mit Geräten für die Messung des Porendrucks bestückt. Der gesamte Zeitraum für die Messungen der Reaktion der Kippe auf die Vorbelastung mit Aufschüttungen war 3  und 6 Jahre für die unterschiedlichen Aufschüttungen.

Im Rahmen einer weiteren Studie wurden die Ergebnisse des Monitoring nachher mit einem physikalischen Modell verglichen, der in der geotechnische Schleuder am ETH in Zürich in der Schweiz getestet wurde (Najser et al., 2010). Gleichzeitig wurde mit Hilfe eines fortgeschrittenen Konstitutionsmodells (hypoplastisches Modell für Tone mit einer metastabilen Struktur)  eine numerische Modellierung durchgeführt (s. Mašín, 2007). Das Ziel des Forschungsprojektes war es, so weit wie komplexe Vorstellungen über die mechanischen Eigenschaften alter Kippen zu erhalten.

Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes können in folgende Punkte zusammengefasst werden:

•    Wechselnde Zusammendrückbarkeit der Kippe zeigte sich auch im Fall einer 30 Jahre alten Kippe mit einer markant degradierten Struktur.
•    Während der Modellierung wurden die Verformungsmechanismen dokumentiert und bestätigt, die auf Abb. 5 dargestellt sind..
•    Die Zusammendrückbarkeit einer Kippe besteht aus zwei Phasen (Abb. 10). Während der ersten Phase werden die Hohlräume geschlossen, dies zeigt sich durch eine schnelle Setzung der Kippenoberfläche unter Entstehung ungleichmäßiger Deformationen. Während der zweiten Phase stellt sich eine langsamere Konsolidierung ein, die sich in langsameren Setzungen widerspiegelt. Diese Phase findet auf einer Kippe mit geschlossenen Hohlräumen und einer deutlich reduzierten Durchlässigkeit dar, dadurch dauert die Konsolidierung länger.

sednutí pod násypem

Setzung unter der Aufschüttung

dokončení  násypu

Fertigstellung der Aufschüttung

doba po vybudování násypu (dny)

Zeit nach der Fertigstellung der Aufschüttung

 

Abb. 10 Verlauf der Setzungen der Kippe unter der Versuchsaufschüttung Die erste Phase einer markanten und schnellen Setzung ist mit der Schließung der Hohlräume in der Kippe verbunden. Die folgenden langfristigeren Setzungen mit einem wesentlich geringeren Umfang hängen mit einer fortschreitenden Konsolidierung der Kippe zusammen. Ein Teil der langfristigen Setzungen wird wahrscheinlich auch durch den creep beeinflusst (Boháč und Škopek, 2004).

 

  • ·         Eine physikalische sowie numerische Modellierung der mechanischen Eigenschafften einer Kippe ist ein sehr komplizierter Prozess. Die Grundlage für ein erfolgreiches Modell ist eine genaue Kenntnis einer Reihe von Parametern (die Korngrößenverteilung der Klumpen, Verlauf der Aufschüttung, Verlauf der Sättigung der Kippe, die Heterogenität des Materials etc.). Weil diese Parameter in der Zeit der Entstehung der Kippe sowie in den folgenden Jahren nicht erfasst werden, arbeitet jedes Modell mit einem großen Maß an Unsicherheit.

·         Eine bedeutende Auswirkung, die die Umwandlung der Struktur der Kippe beschleunigt, ist ihre Verwitterung in Folge einer zyklischen Wassersättigung in der oberflächennahen Zone. In den oberen 10 Metern der Kippe kann in Folge der Verwitterung 60 - 80% des Gesamtvolumens der Hohlräume zwischen den einzelnen Klumpen degradieren. Auf Abb. 11 sind die Unterschiede zwischen den Setzungen unter der Versuchsaufschüttung in unterschiedlichen Tiefen im Vergleich mit einem Modell in einer Zentrifuge dargestellt. Das Modell in der Zentrifuge kann die Auswirkungen der Verwitterung nicht in Betracht ziehen, das zeigte sich durch ein höheres Maß an Setzungen in den oberen 10 Metern der Kippe.

sednutí

Setzungen

pokusný násyp č. 2

Testaufschüttzung Nr.2

model v centrifúze

Modell in Schleuder

hloubka

Tiefe

Abb. 11: Verlauf der Setzungen in Folge der Vorbelastung durch eine Vorbelastung. Vergleich der Versuchsaufschüttung und des Modells in der Zentrifuge.

 

Abschließend kann festgestellt werden, dass Bauen auf Kippen trotz ihren ungünstigen Eigenschaften möglich ist. Das kann durch eine Reihe von erfolgreichen Bauwerken aus den vergangenen Jahrzehnten nachgewiesen werden. Zu diesen gehören zum Beispiel die Bauwerke der Autorennstrecke, des Hippodroms oder des Flugplatzes in der Umgebung von Brüx (Most). Ein Beispiel eines sehr komplizierten Linienbauwerks ist zum Beispiel der Seestadtler Korridor (Ervěnický koridor). Im Rahmen seines Baus wurde eine Eisenbahnstrecke, eine Straße der ersten Ordnung und der Fluss Bílin (Bílina) auf der Krone eines riesigen aufgeschütteten Damms verlegt, der durch Kippenböden gebildet ist. Die Höhe des Damms erreicht bis 171 m, die Breite am Fuße 2 600 m und in der Krone 260 m. Die Länge des Damms beträgt 3,6 km und mit einem Gesamtvolumen angewendeter Kippenböden von 540 mil. m3 ist es eines der größten Erdbauwerke weltweit (Vaníček a Vaníček, 2008). Viele weitere kleinere Baumaßnahmen einschl. Einfamilienhäuser sind ein Nachweis dafür, dass bei Einsatz einer passenden Konstruktion, der Art der Baugründung und einer Verbesserung des Bauuntergrundes die Kippen ohne größeren Probleme für Baumaßnahmen angewendet werden können.

Podklady/Multimédia

Datenquellen

Boháč, J. a Škopek, J. 2004. Stanovení stlačitelnosti výsypky zatěžovacícm násypem a oedometrickou zkouškou. Sborník příspěvků 32. konference Zakládání Staveb, Brno, 300-305.

Charles, J.A. 2008. The engineering behaviour of fill materials: the use, misuse and disuse of case histories. Géotechnique, 58(7), 541–570.

Charles, J.A. a Watts, K.S. 2001. Building on fill: geotechnical aspects. 2nd edition. Construction Research Communications, London.

Feda, J. 1998. Fragmentary clay – a difficult waste material. Engineering Geology, 51, 77–88.

Kostkanová,V., Herle, I. a Boháč, J., 2014. Transitions in structure of clay fills due to suction oscillations. Procedia Earth and Planetary Science 9, 153-162.

Mašín, D. 2007. A hypoplastic constitutive model for clays with meta-stable structure. Canadian Geotechnical Journal, 44(3), 363-375.

Najser, J. Mašín, D. a Boháč, J. 2012. Numerical modelling of lumpy clay landfill. International Journal for Numerical and Analytical Methods in Geomechanics 36, No. 1, 17-35.

Najser, J., Pooley, E., Springman, S. M., Laue, J. a Boháč, J. 2010b. Mechanisms controlling the behaviour of double porosity clayfills – in situ and centrifuge study. Quarterly Journal of Engineering Geology and Hydrogeology, 43, 207-220. (ISSN 1470-9236).

Vaníček, I. a Vaníček, M. 2008. Earth structures in transport, water and environmental engineering. Springer.

Větrovský M., 2006. Příspěvek k řešení problematiky zakládání staveb na báňských výsypkách severočeského hnědouhelného revíru. disertační práce Ph.D., Vysoká škola báňská – Technická univerzita Ostrava Fakulta stavební Katedra geotechniky a podzemního stavitelství, Ostrava.

Vojar, J., Doležalová, J. a Solský, M. 2012. Hnědouhelné výsypky – nová příležitost (nejen) pro obojživelníky. Ochrana přírody 3, 8-11.

www.geology.cz – mapový podklad

Darstellung

 

Die Landschaft Nordböhmens machte im vergangenen Jahrhundert eine schnelle Entwicklung durch. Nach einer langen Zeit des Braunkohlenabbaus und der künstlichen Senkung des Grundwasserspiegels und Verfüllung der Gruben mit Halden werden die Restlöcher geflutet. Somit entstehen Restseen. Es entsteht eine Umgebung mit einer zeitlich wesentlich veränderten Struktur und unbeständigen Voraussetzungen für die Folgenutzung. Eine verantwortungsvolle Entscheidungsfindung über die Landschaft bedarf so weit wie möglich umfassende Informationen, die auf interdisziplinärer Herangehensweise basieren. Solche Entscheidungsprozesse können durch ein Informationssystem gestützt werden, dessen Ziel es ist, in Verbindung mit einer Benutzeroberfläche eine Datenbank aller zur Verfügung stehenden Daten über die Gestaltung und Nutzung der Landschaft zu bearbeiten (insbesondere hydrologische, hydrgoegologische und geotechnische Daten). Diese Benutzeroberfläche ermöglicht eine Verknüpfung unterschiedlicher Aspekte und Belange, die mit der entsprechenden Problematik im Zusammenhang stehen. So ist zum Beispiel aus der Sicht einer möglichen zukünftigen Bebauung ein entscheidendes Kriterium die Standsicherheit von Böschungen, die Tragfähigkeit des Bodens sowie die Art der zukünftigen Besiedlung. Aus der Sicht der Erholung wird die Menge sowie die Qualität des Wassers beurteilt. Diese Art eines Informationssystems ermöglicht eine Reihe von Anforderungen zu berücksichtigen, ohne dass scheinbar unwichtige Kriterien in den Hintergrund verdrängt werden müssen. Der Nutzer gewinnt somit in einem Gesamtkontext eine Übersicht der realistischen Möglichkeiten sowie Grenzen der zukünftigen Nachnutzung der Landschaft, die bei einer Vermeidung von Schäden, die in Folge von zu ambitionierten Vorhaben entstehen können, helfen kann. Solche Fälle sind bekannt. Ein wichtiges Ziel ist eine Verallgemeinerung von Verfahren, um diese auch an anderen Standorten einsetzen zu können.

Es bestehen drei Kernfragen:

  • Standsicherheit der Böschungen (mögliche Landnutzung)
  • Wassermenge (nachhaltiger Wasserspiegel im Restsee)
  • Gewässergüte (mögliche Nutzung des Restsees)

Ein Beispiel der Raumnutzung sind Kippen der Tagebaue oder Halden des Tiefbaus und die damit im Zusammenhang stehende Problematik. Eine effektive Auswertung und das Management der Risiken, die eine dynamische Entwicklung der Landschaft und Folgen extremer Szenarien berücksichtigen stellen einen wichtigen Schritt nicht nur im Prozess der Raumplanung dar, sondern auch beim Ausbau und Entwicklung der Siedlungen oder der Infrastruktur. Ein Informations- oder Expertensystem muss somit im Rahmen einer Datenbank sämtliche Daten zur Stabilität der Raumes komplex integrieren und diese Daten gemeinsam mit Hilfe von speziell für die Einschätzung der mit der zukünftigen Raumnutzung verbundenen Risiken entwickelten Algorithmen verarbeiten können.

Standort 1

Probleme mit Bewegungen von Böschungen entstehen zum Beispiel auch in den Uferbereichen des Restsees Milada (Abb. 1 und 2).

Karte der Hanglagen in der Umgebung des Restsees in Aussig. Je dunkler die Farbe, desto höhere Hangneigung.

Abb. 1: Neigung der Böschungen am Restsee Milada

Lage des Restsees in Aussig.

Abb. 2: Sattelitenkarte des Restsees Milada

Standort 2

Der wichtigste Standort zur Überprüfung des entwickelten Systems ist die Umgebung des Restsees Brüx (Most) (Abb. 3 und 4), der durch die Rekultivierung eines Braunkohletagebaus und seiner Innen- und Außenkippen entstand. Es handelt sich um das Gebiet der ehemaligen Stadt Brück vor ihrer Verlagerung und Aufnahme des Braunkohleabbaus. Ein Teil der Uferbereiche des Sees wird durch gewachsenes Gelände gebildet, die meisten Uferbereiche werden aber durch Kippen mit unterschiedlicher Mächtigkeit und Alter gebildet. Die Stadt Brüx möchte zukünftig einen Teil des Gebietes in der Umgebung des Restsees zur Bebauung und einer teilweisen Rückkehr der Stadt in ihr ursprüngliches Zentrum nutzen.

Abb. 3: Neigung der Böschungen am See Brüx

 

Abb. 4: Lage des Restsees Brüx

 

 

 

Im Rahmen der bearbeiteten Projekte sowie der üblichen praktischen Tätigkeit sind Daten zu verarbeiten, die in unterschiedlichen Formaten zur Verfügung stehen. Zum Beispiel sind es Daten aus Archiven sowie aktuelle Daten in Form von Karten, Daten in Exceltabellen, einfachen Texten, in unterschiedlichen Austauschformaten etc. Manche Daten werden oder können vollautomatisch erfasst und verarbeitet werden, was sehr nützlich ist nicht nur wegen ihrer Erfassung und Einspielung in das Datenlager (Datenbank), sondern auch ihrer Anwendung und Interpretation der Ergebnisse in Form von Diagrammen, Tabellen, Analysen, Modellen etc.

 

Die dargestellten Probleme können durch die Anwendung eines Informationssystems einer Lösung zugeführt werden. Dieses Informationssystems umfasst eine entsprechende Datenbank (s. folgendes Kapitel), einen Satz von analytischen Tools zur Lösung der dargestellten Aufgaben und eine Benutzeroberfläche, die eine Darstellung roher Daten, Ergebnisse der analytischen Tools, die Steuerung der analytischen Tools und einen Einsatz eines Frühwarnsystems ermöglicht.

Charakteristische Größen

Folgende grundlegende Daten sind notwendig oder können für eine Analyse genutzt werden:

  • Archive mit Karten zum Bergbau und Verfüllung von Restlöchern (Höhenlage, hydrologische sowie geotechnische Bodenparameter),
  • Archive mit geologischen und hydrogeologischen Karten,
  • Archive mit Beschreibung von Bohrkernen,
  • Zeitreihen der Messungen des Grundwasserspiegels in den Bohrungen in dem entsprechenden Gebiet,
  • Zeitreihen der Messungen der Bewässerung (Oberflächenwasserspiegel),
  • Zeitreihen der Messungen des Wasserzuflusses in den See
  • hydrometeorologische Messungen,
  • Zeitreihen der Messungen der Gewässergüte,
  • historische, gegenwärtige sowie geplante städtebauliche Nutzung des Gebietes.
  • ...

 

Lösungsansätze

Die Daten können von dem Verwalter des Gebietes (PKÚ) oder von anderen Einrichtungen gewonnen werden.

Für die Auswertrung der Daten wird insbesondere die multikriterielle Analyse vorgeschlagen. Um diese nutzen zu können müssen folgende Schritte unternommen werden:

  • Entwicklung der Struktur der Datenbank,
  • Feststellung möglicher Risiken:
  • Standsicherheit der Böschungen,
    • Wasserverunreinigung,
    • Eutrophisierung,
    • unausgeglichene Wasserbilanz,
  • Identifizierung von Kriterien, die den größten Einfluss haben,
  • Entwicklung der Bewertungskriterien,
  • Definition des Gewichtes einzelner Kriterien,
  • Entwicklung eines Informationssystems.

 

Fachinformationssystem

In den durch uns entwickelten Informationssystemen verwenden wir für das Einlesen der Daten eine sog. "Datenpumpe". Konkret handelt es sich um das Tool Pentaho Data Integration (community.pentaho.com), das kostenfrei auch für kommerzielle Zwecke verwendet werden kann. Das Tool ermöglicht eine Transformation der Daten zu programmieren, also das Einlesen von Daten aus einem beliebigen Forman in ein anderes beliebiges gewähltes Format ((unterschiedliche Dateien und Datenbanken). Das Tool verfügt über eine graphische Entwicklungsumgebung, somit muss kein Programmiercode geschrieben werden. In seinem Rahmen können aber auch weitere Skripts verwendet werden (zum Beispiel JavaScript, Groovy, bzw. Python und R). Es wurden Transformationen für ein automatisches Einlesen von Daten, u. a. aus folgenden Formaten entwickelt:
  • Tschechischer geologischer Dienst (Geofond)
    • Dateien MS Access und
    • XML-Dateien "Datenbank geologisch dokumentierter Objekte der Tschechischen Republik - Ausgabenanwendung"Es handelt sich um ein Austauschformat gem. internationalen Standards des Projektes eEarth.
  • Inklinometrie (Textdateien - maschinell erzeugte Berichte),
  • Erkundungsbohrungen aus dem Archiv im Word (2413 Stück), höchstwahrscheinlich aus dem System "Geobanka" der Firma Data-PC Sokolov exportiert.
  • gdBase - Einlesung mancher Felder.
  • Niederschlag und Temperatur in Form einer Textdatei auf dem FTP-Server des Staatsbetriebes Povodí Ohře s.p.
  • Kontigenztabelle in MS Excel
Sämtliche Daten werden in eine relationale Datenbank PostgreSQL eingelesen, deren Struktur eine Speicherung der Daten zu Bohrungen (u.a. geologische Beschreibung, Definition der Layer für einen geologischen Schnitt, technische Ausführung) sowie Beobachtungen (beliebige Größen einschl. Inklinometrie und Karrotage) ermöglicht. Neben Beobachtungen werden in der Datenbank auch Interpretationen dieser Messungen aufbewahrt (zum Beispiel räumliche Verteilung der Parameter), die zum Beispiel für eine multikriterielle Analyse verwendet werden). Raumbezogene Daten (Punkte, Linien, Polygone) werden in der Datenbank mit Hilfe einer Datenbankerweiterung PostGIS abgespeichert. Dadurch können nicht nur Kartenunterlagen (zum Beispiel Raumanalytische Unterlagen und aufgestellte Flächennutzungspläne) in die Datenbank mit aufgenommen werden, sondern es besteht dadurch auch die Möglichkeit mit diesen Daten in den üblichen GIS-Instrumenten zu arbeiten (zum Beispiel ArcGIS, aber auch AutoCAD). Der Kartenserver ermöglicht zudem die Daten mit Hilfe von Kartendiensten zum Beispiel in MicroStation darzustellen.

 

Die Daten aus der Datenbank können mit Hilfe einer einfachen Web-Anwendung dargestellt werden (Abb. Nr. 5), in der nach dem Anklicken einer Bohrung in der Karte auch die Größe sowie der Zeitabschnitt gewählt werden können. Der Verlauf der Größe wird als eine Tabelle im linkten Teil des Fensters und als ein zeitlicher Diagramm im oberen Teil des Fensters dargestellt. Eine fortgeschrittene Visualisierung (Bohrprofil, geologische Schnitte, 3D-Modelle, Kombinationen von Karten, Tabellen, Diagrammen) wird in dem vom Preis her günstigen Programm EnviroInsite (enviroinsite.com) durchgeführt, in das die Daten aus dem System exportiert werden können. Die Daten und anschließende Berechnungen werden in Form von Tabellen und Diagrammen in Berichten dargestellt. Diese können on-line eingesehen oder per E-Mail in regelmäßigen Abständen oder nach vordefinierten Ereignissen abgesendet werden. Die Zusammenstellung kann in unterschiedlichen Formaten herausgegeben werden (pdf, Excel, Word etc.)

 

Abb- 5: Online basierte Anwendung zur Einsicht in die Beobachtungen

 

Die in das entwickelte Informationssystem integrierten Methoden basieren auf Erkenntnissen der Theorie komplexer Systeme / nicht linearer Dynamik. Es handelt sich um detailliert erarbeitete Bewertungsverfahren, die auf geprüften analytischen oder empirischen Beziehungen basieren. Diese in das System integrierten Verfahren stellen Ergebnisse und Daten zur Entscheidungen für eine zukünftige Raumnutzung und die weiteren Richtungen der Entwicklung zur Verfügung. Im Hinblick dazu, dass die notwendigen und genauen Daten aus allen notwendigen Größen oder Parameter mit einer festgelegten Häufigkeit und Aktualität nicht immer zur Verfügung stehen, müssen neben klassischen mathematischen oder statistischen Methoden für eine Auswertung der Zeitreihen auch Tools eingesetzt werden, mit denen die nicht messbaren, geschätzten und wörtlichen Auswertungen in das Modell überführt werden können um somit das Verhalten des Systems unter einem extremen Wandel von Bedingungen eines seiner Bestandteile feststellen und vorhersagen zu können.

 

Abb. 6: Schema des Informationssystems

 

Der wichtigste Teil des Informationssystems ist die Verarbeitung von geographischen Daten der einzelnen Kartenlayer. Neben Daten aus dem Monitorring und weiterer Messungen werden in das System auch die Raumanalytischen Unterlagen, oder der gültige, bzw. der in Aufstellung sich befindende Flächennutzungsplan eingespielt Auf folgenden Abbildungen werden Beispiele von mit Hilfe einzelner Instrumente ausgewerteten und visualisierten Ergebnisse von stark vereinfachten, modellhaften Testberechnungen der Böschungsstabilität des Südufer des Restsees Most dargestellt.

 

Abb. 7: Auswertung der Böschungsstabilität am See Most mit Hilfe einer neu entwickelten Methode.

 

 

Abb. 8: 3D Visualisierung der Ergebnisse der Berechnung der Böschungsstabilität des Restsees Most mit Hilfe des Geländeprofils.

Abb9. Auswertung der Böschungsstabilität am See Most mit dem Instrument SAGA GIS.

 

Abb. 10: 3D Visualisierung der Ergebnisse der Berechnung der Böschungsstabilität am See Most mit Hilfe von SAGA GIS.

 

Die Ergebnisse werden in Form von Textberichten, Tabellen, Diagrammen und Karten präsentiert. Die Basisverarbeitung basiert auf einer Kombination bekannter Gefahren, die in den Raumanalytischen Unterlagen eingetragen sind und einer Darstellung von Gebieten mit einer Kumulierung unterschiedlicher Gefahrenarten. Eine weitere Ebene der Bearbeitung umfasst eine mutikriterielle Analyse der Zeitreihen und Messungen, die das Maß der geotechnischen Risiken zum Ausdruck bringen, die sich auf die Bebaubarkeit und Nutzbarkeit des Raumes auswirken. Diese Information stellt eine wichtige Unterlage für diese Gefahren berücksichtigende Veränderungen der Flächennutzungspläne dar.

 

Informationsinstrumente als Entscheidungshilfe allgemein beinhalten unterstützende Instrumente für Entscheidungs- oder Steuerungsprozesse und unterstützen den Nutzer in der Suche und Einschätzung von Lösungsansätzen oder Entscheidungen. Während einer multikriteriellen Auswertung geotechnischer Gefahren musste eine Methode eingesetzt werden, mit der das zusammenfassende Maß der Gefahren im Raum aus der Sicht seiner Nachnutzung ausgewertet werden kann. Um solch ein einheitliches Maß der Gefahren für einzelne Standorte festlegen zu können, mussten geschlossene Verfahren (Leitfäden) entwickelt werden, die mit Hilfe einiger genau definierter Schritte einen konkreten Wert der Gefahren für ein konkretes Gebiet berechnen oder einschätzen und gleichzeitig eine Information darüber liefern, mit welcher Wahrscheinlichkeit dieser Wert für die zukünftige Entscheidungsfindung belastbar ist.

Arbeit mit Daten, ihre Erfassung, Auswertung und Interpretation spielen eine Schlüsselrolle in der Auswertung und Vorhersage natürlicher Gefahren im Bezug zur zukünftigen Nutzung der Landschaft. Natursysteme stellen hoch komplexe Einheiten dar, die oft komplizierte zeitlich und räumliche Strukturen beinhalten. Für die Auswertung und Vorhersage von Systemen bedarf es einer holistischen Herangehensweise. Die Behandlung ihrer Problematik, also insbesondere die Verfolgung ihres Zustandes, der sich ergebenen Gefahren und Steuerung ihrer Auswirkungen stellt ein interdisziplinäres Problem dar. Die Problematik des Monitoring und Auswertung geotechnischer Risiken sowie die weiteren Entscheidungen über die Nutzung der betroffenen Gebiete muss so mit Hilfe von Informationsinstrumenten behandelt werden. Damit ist eine Implementierung von Technologien für ein Monitoring, Datenverwaltung und Auswertung aus der Sicht möglicher Risiken gemeint. Mit dieser Unterstützung durch Informationen und Erkenntnisse können Kenntnisse der Teilfachbereiche effektiver zusammengeführt und somit ein komplexes Modell entwickelt werden. Somit ist es notwendig Modelle und Methoden der Auswertung einzusetzen, mit denen ausreichend realistisch das beobachtete Verhalten des untersuchten Systems dargestellt und sein zukünftiges Verhalten vorhergesagt werden kann, um so eine optimale Entscheidung über die zukünftige Entwicklung der Landschaftsnutzung aus der Sicht der weiteren Entwicklung zu unterstützen.

Die Auswertung umfasst jedes Mal unterschiedliche Sichtweisen, zum Beispiel wirtschaftlich sparsame, umweltfreundliche, soziologisch günstige, zeitlich vorteilhafte sowie unterschiedliche Szenarien, die zum Beispiel aus städtebaulicher Sicht zu berücksichtigen sind, wann unter Erreichung bestimmter Grenzwerte unterschiedlicher Landschaftsnutzungen das System destabilisiert und die Festlegung der Ziele bedroht werden. Eine Eliminierung der Risiken sollte zum Beispiel nicht effektive Investitionen in Baumaßnahmen an Stellen verhindern, an denen in der Zukunft geotechnische Risiken initiiert werden könnten.

Notwendiges Know-How

  • HTW: Bestimmung charakteristischer Bodenparameter, Berechnung der Belastung.
  • TUL: Entwicklung der Datenbank und des Informationssystems.
  • KU: Auswirkungen der Sättigung des Bodens auf seine mechanische Eigenschaften.
  • ITN: Erfahrungen mit Rekultivierungsschichten.

 

Eine Voraussetzung für eine Reihe von menschlichen Tätigkeiten ist eine detaillierte Kenntnis des geologischen Umfeldes. Die üblichsten solcher Tätigkeiten sind Bauarbeiten, insbesondere Baumaßnahmen mit einem größeren Umfang. Sollte ein Zusammenbruch oder eine Störung dieser Bauwerke eintreten, würden Leben gefährdet sein und große materielle Schäden entstehen. Als Beispiele können Verkehrsinfrastruktur, Produktleitungen, Gasbehälter, Staudämme, Kernkraftwerke etc. genannt werden. Die Gefahr, die aus einer schlecht gegründeten Talsperre oder einem plötzlichen Kollaps eines Eisenbahntunnels ausgeht muss hier nicht nähren beleuchtet werden.

Insbesondere in geologisch vielfältigen Gebieten stellt eine detaillierte Darstellung der unterirdischen Situation eine Schlüsselfrage für einen erfolgreichen Abschluss des Projektes dar. Ein Beispiel ist zum Beispiel der Bau der Autobahn D8 Prag - Dresden, die über ein geologisch vielfältiges Gebiet tertiärer Vulkane des Böhmischen Mittelgebirges führt. Ein rascher Wechsel von weichen und schnell verwitternden vulkanoklastischen Materialen und fester Lava kann für die Bauarbeiten (Tunnelbau, Abteufung von Einschnitten, Gründung von Brücken) zu einem Problem werden, insbesondere dann, wenn die Geologie des Gebietes nicht ausreichend genau bekannt ist.

Das Ausstreichen der einzelnen Gesteinstypen kann relativ einfach mit Hilfe einer geologischen Erkundung kartiert werden, aber die Weiterführung der erfassten Strukturen in die Tiefe kann nur abgeschätzt oder sehr aufwendig und kostspielig mit Hilfe eines dichten Bohrnetzes festgestellt werden. Weil aber diese Gesteine sehr unterschiedliche physikalische Eigenschaften haben (dies ist auch der Grund dafür, warum in diesem Gestein so schwierig und teuer gebaut werden kann), sollte es möglich sein sie gerade nach ihren physikalischen Eigenschafften zu trennen. Und dies ist genau das, worauf Geophysik baut.

Geophysik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die bemüht ist, die Struktur der Erde auf Grundlage von Veränderungen physikalischer Eigenschaften des Gesteins zu beschreiben. Die physikalischen Eigenschaftěn (wie zum Beispiel die Dichte, die Magnetisierung, spezifischer Widerstand oder die Geschwindigkeit der Verbreitung seismischer Wellen) können als eine weitere Eigenschaft des Gesteins verstanden werden, so, wie zum Beispiel die Farbe, die Maserung, oder die mineralische oder chemische Zusammensetzung. Durch die Messung der physikalischen Eigenschaften auf der Oberfläche kann ihr Verlauf und ihre Veränderungen in der Tiefe bestimmt werden. Somit ist die Geophysik die einzige geologische Disziplin, die tatsächlich ins Erdinnere "blickt", als wenn die Erde durchsichtig wäre. Ein prinzipieller Nachteil ist die Tatsache, dass die Geophysik die Veränderungen physikalischer Eigenschaften "sieht", nicht aber Veränderungen der Lithologie. Die physikalischen Eigenschaften müssen in die geologische "Sprache übersetzt werden, also die gemessenen Daten müssen interpretiert werden. Die Interpretation geophysikalischer Daten ist nicht immer eindeutig, weil sich der Umfang der Werte der physikalischen Parameter für die einzelnen Gesteine überdeckt (s. Tab.  1), genauso, wie der Typ des Gesteins nicht nur auf Grundlage seiner Farbe bestimmt werden kann. Durch eine gleichzeitige Interpretierung mehrerer physikalischer Parameter kann das Maß der Unsicherheit auf ein annehmbares Niveau reduziert werden (mehr s. zum Beispiel Musset und Khan 2000 oder Telford et al.. 1991). Weil sämtliche Messungen physikalischer Parameter in der Regel von der Oberfläche aus geführt werden, sind die geophysikalischen Methoden prinzipiell nicht destruktiv und gleichzeitig schnell und billig (im Vergleich mit weiteren Typen geologischer Arbeiten).

Definition des Problem

  • Problem: Erfassung eines detaillierten Bildes des geologischen Aufbaus tertiärer Vulkanite

  • Verfahren: Analyse des Problems, Vorschlag der einzusetzenden Methoden, Messung und Interpretierung der Daten

Im folgenden Text wird dargestellt, wie es möglich ist, mit Hilfe von geophysikalischen Methoden in einer relativ kurzen Zeit und mit einem geringen finanziellen Aufwand ein detailliertes Bild eines stark heterogenen geologischen Aufbaus zu gewinnen. Als Beispiel dient eine Untersuchung zur Sicherung des inneren Aufbaus des tertiären Vulkans Zebín in der Nähe der Stadt Jitschin (Jičín). Die dargestellten Verfahren können universell auch für weitere Arbeiten in ähnlichen geologischen Bedingungen verwendet werden.

Tab. 1: Übersicht einiger physikalischer Eigenschaften ausgewählter Gesteinstypen  (Milsom a Eriksen, 2011).

 

Geophysikalische Untersuchungen werden oftmals als eine Methode angewendet, mit denen Probleme von vielen geologischen sowie nicht geologischen Fachgebieten gelöst werden können. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine enge Zusammenarbeit der Fachexperten, die sich mit Teilaspekten beschäftigen. Die erwähnte Studie setzt eine Zusammenarbeit von Fachexperten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen vor. Zur Illustration werden hier konkrete Aspekte einer interdisziplinaren Zusammenarbeit im Rahmen der Erarbeitung dieser Studie beschrieben.

Vor Beginn der Arbeiten ist eine mindestens grobe Vorstellung über die geologische Situation des Projektgebietes zu erstellen. Diese entstand in diesem Fall auf Grundlage von Geländearbeiten und Erfahrungen des Geologen und Vulkanologen, die die erste Hypothese über die innere Struktur des Vulkans aufstellen. So kann zum Beispiel auf Grundlage der vorausgesetzten geologischen und geomorphologischen Situation während der Eruption der Typ der Eruption abgeschätzt werden, ob sie explosiv war oder ob es eher ruhige Ausgüsse waren, mögliche Typen der Lava und eventueller Pyroklastiken etc.

Folgend werden durch den Geophysiker die Eigenschaften der vorausgesetzten Gesteine abgeschätzt und die physikalischen Parameter ausgewählt, die für ihre Kartierung eingesetzt werden können. Er plant das Messnetz, führt die Datenerfassung durch und übernimmt die Verarbeitung und erste Interpretation der Daten.

Folgend werden wieder der Geologe und Vulkanologe eingeladen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Geophysiker die endgültige Interpretation übernehmen und im Ergebnis ein umfassendes geologisches Modell entwickeln. Dieser beinhaltet nicht nur detaillierte Angaben zum Umfang der einzelnen Gesteinstypen, sondern auch das Verwitterungsmaß der einzelnen Gesteine, es markiert tektonisch gestörte Bereiche oder zum Beispiel die Tiefe des Felsuntergrundes, der für eine Baugründung in Frage käme. Dieses umfassende Modell kann dann als eine Unterlage für weitere Fachdisziplinen dienen, die die geologische Situation als ein Eingabeparameter kennen brauchen. Im Fall der am Anfang erwähnten Autobahn ist es der Projektant, der auf Grundlage dieser Angaben stabile Hangneigungen der Böschungen (und somit überflüssigen Rutschungen vorbeugen) und Gebiete festlegen kann, die es besser wäre zu meiden (alte Rutschungskörper, wenig tragbarer Untergrund, ...) und die Tiefe der Gründung der Brückenpfeiler, Stützmauer etc. festlegen.

 

Geologische Lage

Der tertiäre Vulkan Zebín (399 m NN) ist heute ein kleiner Kegel, der etwa ein Hundert Meter über die umliegende Landschaft etwa zwei Kilometer Nordöstlich vom Stadtzentrum von Jitschin herausragt (Abb.  1, 2, 3). Der Vulkan ist ein Bestandteil des jitschiner neovulkanischen Gebietes (alkalischer Innenplattenvulkanismus aus dem oberen Erdmantel) Der K-Ar Datierung nach fand hier die vulkanische Aktivität vor etwa 17,51 Millionen Jahren statt (Rapprich et al. 2007). Zur Eruption kam es in einer sumpfigen, aus tonhaltigen Meeressedimenten der oberen Kreide gebildeten Landschaft. Die stürmischen Wechselwirkungen des glühenden vulkanischen Materials mit Wasser führten zur Fragmentierung des vulkanischen Materials und der Herausbildung eines Tuffkegels.

Abb. 1: Schematische Karte der Böhmischen Masse mit Angabe der Lages des Vulkans Zebín . Das eingefügte Bild zeigt die Lage der Böhmischen Masse im Rahmen der europäischen variszischen Orogenese. (Raprich et al. 2017)

 

Abb. 2: Anblick des Zebín von Südost. (Rapprich et al. 2017).

 

Abb. 3: Anblick des Zebín vom Westen. (Foto V. Rapprich)

Der eigentliche Vulkan wird durch einen vulkanischen pyroklastischen Kegel (vulkanische Asche, Lapili, Bomben...) gebildet, der an vielen Stellen durch Basaltgänge durchbrochen wird und mit Lavaausgüssen durchlegt ist. Der vulkanische Kegel bildet eine stark inhomogene Einheit mit scharfen unregelmäßigen Übergängen zwischen sehr festen und sehr weichen Gesteinen. Diese inhomogene Struktur wird sehr gut durch die Wände eines verlassenen Steinbruchs aus der Zeit Albrechts von Waldstein dokumentiert (Abb.  4). Diese heterogene innere Struktur des Vulkankegels ist keine Ausnahme und ist ein typisches Beispiel der Zusammensetzung der Gesteine aller vulkanischer Gebiete.

Abb. 4:Anblick der Wand im alten Steinruch zeigt eine sehr heterogene Innenstruktur des Vulkankegels  (Rapprich et al. 2017).

Physikalische Parameter des Gesteins

Für eine erfolgreiche Anwendung geophysikalischer Methoden ist ein ausreichender Kontrast der untersuchten physikalischen Parameter der untersuchten Strukturen und der umliegenden Landschaft notwendig. In diesem Fall ist das Ziel die festen, kompakten basischen Laven, die weichen, verwitterten pyroklastischen Gesteine und die Tonsteine und den Mergelkalk der Kreide im Untergrund voneinander zu unterscheiden. In diesem Fall bieten sich gleich mehrere physikalische Parameter an, mit deren Hilfe die Gesteinstypen unterschieden werden können.

Die erste physikalische Kenngröße ist die Magnetisierung des Gesteins. Allgemein verfügen die basischen Laven über eine höhere magnetische Suszeptibilität (Magnetisierbarkeit des Gesteins, Tab.  1)), als das pyroklastische oder sedimentierte Gestein. Dies wird durch einen hohen Anteil magnetischer Eisenminerale (Magnetit, Pyrhotin, Ilmenit,...) in basischen Eruptivgesteinen verursacht. Die Magnetisierung der Basalte wird durch das geomagnetische Feld der Erde in der Nähe ihres Vorkommens wesentlich beeinflusst. So kann mit Hilfe der Messungen von Abweichungen des geomagnetischen Feldes von seinem Normalwert dieses Gestein sehr einfach erfasst werden.

Ein weiterer nutzbarer physikalischer Kennwert ist der elektrische Widerstand des Gesteins. ·Insbesondere der sog. spezifische Widerstand, als ein auf die Größe der Probe umgerechneter Widerstand, der somit ein konkretes Material spezifiert. Weil sich das pyroklastische Gestein aus sehr feinen Gesteinskörnern zusammensetzt und relativ gut durchlässig ist, findet in Folge der Wirkung des Oberflächenwasser eine relativ rasche Verwitterung statt. Der Verwitterungsprozess bedeutet unter anderem eine Umwandlung der ursprünglichen gesteinsbildenden Minerale zu Tonmineralen. Diese binden sehr einfach Wasser auf ihre Oberfläche und werden somit leitfähig. Der Unterschied der Werte der spezifischen Widerstände von Tonen und üblicher gesteinsbildender Minerale (Tab.  1) kann auch mehrere Ordnungen betragen, somit ist ihre Unterscheidung in der Regel einfach.

Das letzte physikalische Parameter, dass in dieser Studie eingesetzt werden kann, ist die Geschwindigkeit der Verbreitung der sog. P-Wellen (elastische Kompressionswellen). Die kompakten basischen Laven verfügen über eine mehrfach höhere Geschwindigkeit der Verbreitung seismischer Wellen, als die weichen und verwitterten Pyroklasten. Genauso ist auch die Dämpfung der seismischen Wellen wesentlich geringer in Laven, als in Pyroklasten.

Alternativ könnte auch eine Messung von Veränderungen der Endbeschleunigung gemessen und davon auf die Veränderungen der Dichte des Gesteins gefolgert werden, weil die basischen Laven über eine höhere Dichte, als die meisten anderen Gesteine verfügen (Tab.  1). In manchen Fällen kann auch für eine Unterscheidung der basischen Gesteine die Messung der natürlichen Radioaktivität verwendet werden, indem die basischen Gesteine eine geringere Radioaktivität aufweisen, als zum Beispiel wegen einer unterschiedlichen Konzentration von K, U, Th das saure Gestein.

Geophysikalische Methoden

Magnetometrie

Die Magnetometrie stellt eine schnelle Methode der Messung dar. Somit ist sie gleich zu Beginn der Untersuchungen dazu geeignet, die Fläche aufzuteilen und gezielt zeitlich aufwendigere Methoden zu ersetzen. In diesem Fall wurden die Messungen mit einem Protonenmagnetometer mit einer Genauigkeit von 1 nT  durchgeführt. Gänge basischer Eruptivgesteine mit einem ähnlichen Umfang, der erwartet werden konnte, rufen Anomalien des geomagnetischen Feldes in Ordnungen von Hundert und Tausend nT hervor, somit ist die Genauigkeit der Messung also mehr als ausreichend. Die Intensität des geomagnetischen Feldes wurde an Punkten gemessen, die an den zugänglichen Teilen des Vulkans frei verteilt waren (Abb.  5). Die Verarbeitung magnetometrischer Daten ist relativ einfach, die Daten werden nach den Zeitveränderungen des Magnetfeldes angepasst, die durch wiederholte Messungen an einem Kontrollpunkt gewonnen wurden. Folgend werden sie in einer Form von Karten der Intensität des geomagnetischen Feldes dargestellt (Abb.  6). Für den entsprechenden Standort und den Zeitraum der Messungen entspricht der Wert eines Normalfeldes etwa 49000.nT. Wesentlich höhere Werte (die stellenweise  bis 60000 nT übersteigen) indizieren Stellen, an denen die kompakte basische Lava an die Oberfläche ausstreicht, also Stellen der vulkanischen Zuleiter. Auf diese Stellen konzentrierten sich dann die folgenden detaillierte Untersuchungen.

Abb. 5: Topographische Karte des Zebin mit eingetragenen geophysikalischen Messungen

 

Obr. 6: Izolinie velikosti geomagnetického pole. Velikost normálního pole na lokalitě v čase měření odpovídá velikosti cca 49000 nT.

Der Zeitaufwand für diese Messungen war etwa ein Nachmittag, für die Durchführung dieser Arbeiten reicht ein Mitarbeiter. Somit ist die Magnetometrie als eine Erkundungsmethode sehr gut geeignet.

Geoelektrische Messungen

Von einer Reihe geoelektrischer Methoden wurde die sog. ERT-Geoelektrik Methode (in englischer Literatur Electrical Resistivity Tomography, ERT) verwendet. Diese Methode macht sich die Tatsache zum Nutzen, dass die Tiefe der Durchdringung des elektrischen Stroms in das Gestein mit der zunehmenden Entfernung der Stromelektroden zunimmt. Wird also eine Reihe von Wiederstandmessungen durchgeführt, bei denen die Entfernung der Stromelektroden schrittweise zunimmt, werden die gewonnenen Erkenntnisse unterschiedlichen Tiefebenen entsprechen. Durch die Verschiebung der gesamten Ordnung entlang des Profils können auch die Messpunkte entlang des Profils verschoben werden. Das Ergebnis ist eine Karte mit Veränderungen des spezifischen Widerstands in unterschiedlichen Tiefen entlang des Profils. Die Tiefe der Durchdringung des elektrischen Stroms wird neben der Entfernung der Stromelektroden durch die gesamte Konfiguration dieser Elektroden (unterschiedliche Kombinationen der Strom- und Potentialelektroden) beeinflusst. Die praktische Messung wird so durchgeführt, dass entlang des Profil eine hohe Anzahl an Elektroden angebracht wird (mehr als Zehn oder Hunderte an Elektroden), die mit einem Mehrleiterkabel verbunden werden. Die Steuerungseinheit schaltet die einzelnen Elektroden abwechselnd als Strom- und potentielle Elektroden nach einem vorher definierten Schema.

Die häufigste Art der Messungen beruht in einer Verteilung der Elektroden entlang des direkten Profils und der 2D Inversion (Umrechnung) der gemessenen scheinbaren spezifischen Widerstände und ihrer richtigen Position entlang des Profils. Die Inversion kann aber auch in drei Dimensionen (3D) berechnet werden. Für eine 3D Bearbeitung können einige parallelen oder gegenseitig senkrechte Direktprofile oder eine direkte Anordnung der Elektroden in der Fläche genutzt werden. Alternativ (wie in diesem Fall) können auch eingekrümmte Profile verwendet werden. Die eingekrümmten Profile werden am häufigsten durch eine begrenzte Zugänglichkeit des Geländes (dichte Vegetation, Felshänge, private nicht zugängliche Grundstücke etc.) erzwungen. Der Verlauf der gemessenen Profile wurde im Bild 5 dargestellt, die Entfernung einzelner Elektroden entlang des Profils beträgt fünf Meter. Die direkten Teile der Profils wurden in 2D invertiert (Abb.  7), sämtliche gemessene Daten dann mit Hilfe einer 3D Inversion (Abb. 8).

Flache Refraktionsseismik

Mit dem Begriff der flachen Refraktionsseismik werden mehrere Varianten der Messungen der Geschwindigkeit seismischer Wellen bis in Tiefen von einigen zehn Metern bezeichnet. Für die Messungen der Geschwindigkeiten werden die Kopfwellen, oder auch reflektierte Wellen verwendet. In der flachen Seismik werden die seismischen Wellen am meisten durch einen Schlag eines schweren Hammers in eine spezielle Unterlage generiert, die auf der Erdoberfläche liegt. Aus dem gesamten Spektrum der durch die seismische Welle getragenen Informationen werden in der Refraktionsseismik am meisten nur die sog. Ersteinsätze (die Zeit des Eintreffens der seismischen Welle zum Sensor) verwendet. Sowie im Fall der ERT-Geoelektrik Methode wird eine hohe Anzahl von Sensoren (Geophone) verwendet, die in regelmäßigen Abständen entlang der Profile aufgestellt werden. Die Profile können ebenfalls gerade oder gekrümmt sein. Die Verteilung seismischer Profile ist auf Abb. 5 dargestellt. Anzahl der Anschläge des Hammers - die Quelle - ist in der Regel vergleichbar oder leicht geringer, als die Anzahl der Sensoren.

Die erfassten Zeiten des Eintreffens von den einzelnen Quellen, geordnet je nach der Entfernung der Sensoren (Hodochrone) zeigen die Veränderungen der seismischen Geschwindigkeiten entlang des Profils und dienen als Input für die Berechnung des Geschwindigkeitsmodells (Verteilung der Geschwindigkeit der Verbreitung der seismischen Wellen in unterschiedlichen Tiefen entlang des Profils). Im Unterschied zur ERT-Geoelektrik Methode werden in der Refraktionsseismik zwei grundlegende Typen der Interpretierungsmodelle verwendeten - ein Schichtmodell und ein Gradientenmodell.

Das Schichtmodell setzt ein Modell der Umgebung voraus, dass aus mehreren Schichten mit mehr oder weniger homogenen seismischen Geschwindigkeiten zusammensetzt ist. Die Veränderungen der Verbreitung der seismischen Wellen an den Schnittstellen der Schichten sind sprunghaft und können auch relativ hoch sein. Dieser Typ der Umgebung ergibt sich aus einem Modell eines sedimentären Beckens, in dem lithologisch sehr vielfältige Schichten aufeinander liegen können. Die Lithologie an den Schnittstellen der Schichten unterliegt somit sprunghaften Veränderungen, im inneren der Schicht ist sie aber auch über große Entfernungen ähnlich. Eine sehr häufig verwendete Methode für die Interpretierung mit Hilfe eines Schichtmodells ist die t0-Methode .

Der zweite Typ des Modells der Umgebung ist die sog. Gradientumgebung. In diesem Typ der Umgebung verändern sich die Größen der seismischen Geschwindigkeiten nur allmählich, dennoch aber können sie sich beliebig in allen Richtungen verändern. Diesem Modell fehlen also scharfe Schnittstellen. Als ein geologisches Vorbild dieses Modells kann zum Beispiel eine verwitterte Oberfläche des Kristallinikums dienen. Die Intensität der Verwitterung nimmt mit der Tiefe allmählich ab, der Rückgang der Intensität der Verwitterung ist aber langsam und es fehlen hier scharfe lithologische Übergänge. Das Model einer Gradientumgegbung stellt das grundlegende Modell für die seismische Tomographie dar.

Früher wurde aus Gründen eines geringen Rechenaufwandes das Schichtmodell bevorzugt, heute überwiegt viel mehr die Verarbeitung der Daten mit Hilfe der seismischen Tomographie und des Gradientmodells   und zwar wegen einer Vielseitigkeit des Gradientmodells und Vereinfachung des gesamten Prozesses der Verarbeitung. 

Die Datenverarbeiten bestand in diesem Fall aus der Erfassung der Zeiten des Eintreffens der seismischen Wellen (Ersteinsatz) und dem Testen der Konsistenz des gewonnenen Datensatzes. Danach folge die Berechnung eines Schichtenmodells mit Hilfe der t0-Methode, der folgend als ein Ausgangsmodell für die seismische Tomopgrahie diente. Das Gradienten - Geschwindigkeitsmodell (Abb.  9) diente als das Ausgangsmodell für die geologische Interpretation.

Geologische Interpretation

Die geologische Interpretation einiger unterschiedlicher geophysikalischer Methoden wird in mehreren Schritten durchgeführt. Zuerst wird für jede Methode die erste, Startinterpretierungen festgelegt, diese werden folgen untereinander verglichen. Die Ergebnisschnittmenge stellt dann die endgültige Interpretation dar.

In diesem Fall handelte es sich insbesondere um die Erfassung der Lavaströme und der Zuleiter, die markante inhomogenitäten bilden (sehr hartes Gestein in relativ weichen und leicht abbaubauren Gesteinen). Mit Hilfe der Magnetometrie werden basische Gesteine als Gebiete mit einer erhöhten Magentisierung erfasst (wegen Vorkommen magnetischer Minerale). Die Widerstandtomographie als ein Gebiet erhöhter spezifischer Widerstände (geringe Konzentration leitfähiger Tonminerale - Verwitterungsprodukt). Die Seismik betrachtet kompakte Laven als Gebiete mit höheren seismischen Geschwindigkeiten (die Geschwindigkeit der Verbreitung seismischer Wellen nimt mit der zunehmenden Intensität der Verwitterung steil ab).

Eine gemeinsame Interpretation aller eingesetzter Methoden deutet auf mehrere Zuleiter basischer Lava (Abb.  7 und 9). Eine 3D-Bearbeitung der Widerstandstomographie (Abb.  8) stellt einen generellen Verlauf der Basalte im Inneren des gesamten Vulkans dar.

Abb. 7: Die ERT-Geoelektrik Methode  - 2D Inversion direkter Teile der Profile. Gestrichelt die interpretierten Zuleiter des Magma. 

Abb. 8: 3D Inversion sämtlicher gemessener geoelektrischer Daten. Die weißen Punkte bezeichnen die Position der einzelnen Elektroden

Abb. 9: Das Geschwindigkeitsmodell der seismischen Tomographie zeigt die Schnittstelle zwischen der kompakten Lava (hohe Geschwindigkeit der Verbreitung seismischer Wellen) und Tuffe mit Verwitterungen. Die weiße Linie markiert die Schnittstelle, die mit Hilfe der Methode t0 berechnet wurde und die rot gestrichelten Linien zeigen die interpretieren Zuleiter basaltischer Lava.   

Fazit

Die dargestellte Studie zeigt, wie geophysikalische Methoden sehr leicht, schnell (einige Tage im Gelände und folgende Verarbeitung der Daten im Büro) und somit auch kostengünstig detaillierte Angaben über den geologischen Aufbau einer sehr inhomogenen Umgebung liefern können. Das geschilderte Verfahren und die dargestellten Ergebnisse zeigen insgesamt eindeutig, dass im Fall von welchen auch immer Bauarbeiten an geologisch schwierigen Standorten esjedes Mal besser ist, vor der Erarbeitung des Projektes und Beginn der Bauarbeiten eine gründliche Kartierung der geologischen Situationen am Standort durchzuführen, als folgend mit hohem Aufwand misslungene Baumaßnahmen sanieren zu müssen.

 

Anlagen

  1. Tabelle der physikalischen Eigenschaften (Datei im Anhang)

  2. Schematische Karte der Böhmischen Masse mit dem Vulkan Zebín. (Datei im Anhang)

  3. Anblick auf den Zebín von Südosten. (Datei im Anhang)

  4. Anblick des Zebín von Westen. (Datei im Anhang)

  5. Aufnahme der Wand des in den vulkanischen Kegel des Zebin eingeschnittenen Steinbruchs. (Datei im Anhang)

  6. Topographische Karte des Zebin mit der Kennzeichnung der geophysikalischen Messungen. (Datei im Anhang)

  7. Isolinien des Magnetfeldes. (Datei im Anhang)

  8. ERT-Geoelektrik Methode - 2D-Inversion  (Datei im Anhang)

  9. ERT-Geoelektrik Methode - 3D-Inversion  (Datei im Anhang)

  10. Geschwindigkeitsmodell der seismischen Tomographie. (Datei im Anhang)

Reference

Milsom J. and Eriksen A., 2011. Field Geophysics. John Wiley & Sons, Chichester, UK.

Musset, A. E. and Khan, M. A. (2000): Looking into the Earth: An Introduction to Geological Geophysics, Cambridge University Press.

Rapprich V, Cajz V, Košťák M, Pécskay Z, Řídkošil T, Raška P, Radoň M (2007) Reconstruction of eroded monogenic Strombolian cones of Miocene age: a case study on character of volcanic activity of the Jičín Volcanic Field (NE Bohemia) and subsequent erosional rates estimation. J Geosci 52: 169–180

Rapprich V., Shields S., Halodová P., Lindline J., van Wyk de Vries B., Petronis M. S., Valenta J. (2017). Fingerprints of magma mingling processes within the Miocene Zebín tuff cone feeding system (Jičín Volcanic Field, Czech Republic). Journal of Geosciences, 62, 215–229. doi: 10.3190/jgeosci.245

Telford William M., Geldard L. P., Sheriff Robert E., 1991: Applied Geophysics. Cambridge University Press, Cambridge

Systematische Betrachtung allgemein

Die Problematik der Landschaft kann systematisch betrachtet werden, d.h. aus der Sicht der einzelnen Fachbereiche: Risikomanagement, Zuverlässigkeit und Pflege sowie die Systeme des Managements. Der Grund ist eine andere Sichtweise und eine andere methodische Basis, als es üblich ist. Das Ergebnis sollten neue Lösungen von Problemen und eine größere Betonung der Holistik sein, die der Natur näher ist.

Die Landschaft kann also als ein System verstanden werden. Von hier aus kann man sie also systematisch klassifizieren und beschreiben. Weiter kann eine grundlegende Analyse der Risiken dieses Systems durchgeführt werden. Folgend können Maßnahmen zur Einschränkung und Vermeidung dieser Risiken vorgeschlagen werden. Die Qualität des Systems kann langfristig als eine Gesamtheit quantitativer sowie qualitativer Merkmale beobachtet werden, diese können ausgewertet werden. Letztendlich bietet das Management der Pflege eine Anleitung an, wie eine langfristige Pflege dieses Systems zu gestalten ist. Die komplizierte, oben dargestellte Situation und eine große Anzahl von Problemen mit einer großen Reichweite bedürfen solcher Herangehensweise.

 

Abb. 1.: Ganzheitliche Betrachtung der Problematik allgemein (Quelle: Pelantová - Zajíček, 2017).

Faktische Darstellung

Die Landschaft kann kurz als ein Teil der Erdoberfläche mit einer entsprechenden Kombination von natürlichen (lebendigen und unlebendigen) sowie kulturellen (d.h. durch den Menschen aus unterschiedlichen Gründen geschaffenen) Elementen definiert werden.

  Als ein konkretes Beispiel der Landschaft wurde das Dreiländereck gewählt, in dem sich Gebiete der BRD, Polens und der Tschechischen Republik berühren. Während der letzten 120 Jahren hat diese Landschaft wesentliche Veränderungen der Gestaltung sowie Zusammensetzung der Elemente erfahren. Es handelt sich um ein Gebiet, dass durch den Rohstoffabbau, insbesondere den Braunkohlenbergbau, betroffen wurde. Auch die Zusammensetzung der Bevölkerung der Landschaft sowie die industriellen, wirtschaftlichen und ökologischen Konzepte haben sich verändert. Der gegenwärtige Zustand der Landschaft kann folgendermaßen beschrieben werden: Stilllegung des Bergbaus in zwei Ländern des Dreiländerecks, Schrumpfung der Industrie, Einschränkung intensiver Eingriffe in den Naturraum und Betonung eines harmonischen Zusammenlebens der Menschen in einer ruhigen, zur Erholung und für kleine Formen des Unternehmens bestimmten Landschaft. Die Landschaft erfuhr eine Veränderung der Zusammensetzung der Wälder, die gegenwärtig überwiegend durch Fichtenbestände gebildet werden. Es wird bestrebt in diese Wälder die ursprüngliche Buche wiedereinzuführen. Schwefelhaltiger Regen in den 1970ger und 1980ger Jahren wurde aktuell durch Blitzhochwasser abgewechselt. Es stellten sich Veränderungen im Untergrund ein, indem manche Schichten abgebaut oder abgeschwemmt wurden (es entstehen Murgänge), an manchen Stellen sind auch die tieferen Schichten gestört. Das wirkt sich auf die hydrologische sowie die seismische Situation in einem Teil des Dreiländerecks aus. In Folge einer Verlagerung von großen Gesteinsvolumen (es gibt ein anderes Relief der Oberfläche) stellten sich Veränderungen der überwiegenden Windrichtungen ein. Die Rekultivierung erfolgte durch eine einfache Auffüllung. Die ursprüngliche leicht gewellte Ausprägung der Landschaft ist verschwunden. Die rekultivierten Flächen sind überwiegend durch Laubholz bewachsen. In dem Gebiet kommen neue Tier- und Pflanzenarten vor, sowie neue Arten von Schädlingen. Manche Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden in der Landschaft (zum Beispiel Barrieren gegen Absturz von großen Steinblöcken im Fall von plötzlichen Niederschlägen)  wurden zum ersten Mal durchgeführt und ihre Wirksamkeit sowie die Pflege werden getestet.

In dem Gebiet befindet sich gegenwärtig ein aktiver Tagebau. Das Ziel seiner Besitzer ist eine Erweiterung seiner Größe sowie Tiefe. Bereits die bestehende Situation verursacht eine Reihe von grenzübergreifenden Problemen in unterschiedlichsten Bereichen.

 

Abb. 2.: Beispiel einer beeinträchtigten Landschaft (Quelle: Pelantová - Zajíček, 2017).

Systematische Beschreibung der Problemlage

Die untersuchte Landschaft weist technische, wirtschaftliche, sozipolitische und Prozessgruppen von Risikofaktoren aus. Diese können weiter im Detail beschrieben werden. Das Problem erreicht ein internationales Maßstab  und wurde bisher nur teilweise untersucht. Zu den gewünschten Ergebnissen dies nicht. Ein wirtschaftlicher Maßstab hat in dieser Problemlage einen nur kurzfristigen Effekt, der durch drastische Folgen abgewechselt werden kann.

Die Stabilität des Systems "Landschaft" ist in diesem Fall offensichtlich gestört. Die hydrologischen sowie geologischen Verhältnisse der Landschaft sind zerrüttet. Die Bevölkerung ist im Bezug zu den dargestellten Problemen ziemlich überempfindlich. Eine offene Kommunikation zwischen den beteiligten Seiten zu dem dargestellten Problem funktioniert in dem System nicht.

Eingesetztes Know-How

Die Mitarbeiter TUL/FM/MTI/OSR verfügen über Kenntnisse aus folgenden Fachbereichen: Risikomanagement, Zuverlässigkeit und Pflege, Managementsysteme.

Datenquellen

  • Tschechischer hydrometeorologischer Dienst 
  • Tschechischer geologischer Dienst
  • Kartenarchive (touristische Karten, Karten der Außengelände, geologische, hydrologische Karten, Windkarten, Karten von Abbaugebieten und Bohrungen etc.)
  • Zeitreihen der Messungen der Intensität der Quellen
  • Zeitreihen der Kohlenpreise
  • Meinungsuntersuchungen
  • Statistiken des Arbeitsschutzes
  • Erfassungen des Landschaftsschutzgebietes
  • Technische Berichte aus Projekten aus den erwähnten anderen Fachbereichen
  • Landschaftsbeobachtung
  • ...

Die Situation bedarf einer Lösung

Eine Lösung könnte folgende Gestalt haben: systematische Klassifizierung, tiefgreifende Risikoanalysen und Festlegung von Maßnahmen, Festlegung von Schlüsselmerkmalen des Systems, Formulierung von Empfehlungen für eine langfristige Nachhaltigkeit der Landschaft, Formulierung von grundlegenden Vorschlägen zur Weiterbildung der Bevölkerung, um gute zwischenmenschliche Beziehungen aufrechtzuhalten und dieses heikle Thema im Dreiländereck lösen zu können.

Das fachübergreifende der Problematik ergibt sich aus der Komplexität und aus dem Typ des Systems. Die Landschaft kann kurz als ein Bestandteil der Erdoberfläche mit einer entsprechenden Kombination aus natürlichen (lebendigen sowie unlebendigen) und kulturellen (d.h. aus unterschiedlichen Gründen durch den Menschen geschaffenen) Elementen definiert werden. Daraus ergibt sich, dass zu einem so komplexen System eine systemische Position eingenommen werden muss. Dazu bedarf es der Kenntnisse der Naturwissenschaften (zum Beispiel Geologie, Biologie, Chemie) sowie angewandter Wissenschaften (zum Beispiel Bauwesen und sonstige technische Wissenschaften, Landwirtschaft etc.). Eine Rolle spielt hier auch die Problematik der Zuverlässigkeit, der Qualität, der Risiken und die systemischen Bereiche. Die Landschaft ist ein dynamisches System, das sich aber nicht strikt deterministisch verhält. Deswegen muss auch die Wahrscheinlichkeit der einzelnen Szenarien in Betracht gezogen werden. Der Bereich der Quantifizierung und Steuerung der Risiken nutzt üblicherweise auch ökonomische Aspekte, die ein untrennbares Bestandteil für die Bezifferung des Risikos darstellen. Die Systemtheorie fügt weitere Aspekte hinzu, die in den bisherigen Verfahren nicht bekannt sein müssen. Die Reichweite der Problematik einer systemischen Betrachtung der Landschaft hat aber langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung des gesamten Dreiländerecks.
Die Partner des Projektes TESEUS können zu einer fachübergreifenden Lösung der im Beitrag "Systemische Betrachtung der Landschaft" beschriebenen Problematik wie folgt beitragen:
  • Festlegung grundlegender Merkmale und ihrer Zielwerte aus den Fachbereichen der Botanik, Geologie, Hydrologie, Meteorologie, Soziologie, etc.,
  • aus der Sicht ihrer möglichen Modellierungsinstrumente könnten sie mehrere Szenarien der Entwicklung dieser Landschaft im Hinblick zu den gegebenen Bedingungen erarbeiten und somit bei der Festlegung möglicher Risiken und entsprechender Maßnahmen helfen,
  • Präzisierung zeitlicher Meilensteine der zukünftigen Entwicklung eines ausgewählten Beispiels einer Landschaft,
  • mit Erfahrungen aus anderen Projekten, die auf die Nachhaltigkeit der Landschaft und Kommunikation mit mehreren interessierten Seiten in dieser Richtung ausgerichtet sind, sie können weitere mögliche Datenquellen in Abhängigkeit von dem konkreten Verlauf der entsprechenden Lösung zur Verfügung stellen.