Systematische Betrachtung allgemein

Die Problematik der Landschaft kann systematisch betrachtet werden, d.h. aus der Sicht der einzelnen Fachbereiche: Risikomanagement, Zuverlässigkeit und Pflege sowie die Systeme des Managements. Der Grund ist eine andere Sichtweise und eine andere methodische Basis, als es üblich ist. Das Ergebnis sollten neue Lösungen von Problemen und eine größere Betonung der Holistik sein, die der Natur näher ist.

Die Landschaft kann also als ein System verstanden werden. Von hier aus kann man sie also systematisch klassifizieren und beschreiben. Weiter kann eine grundlegende Analyse der Risiken dieses Systems durchgeführt werden. Folgend können Maßnahmen zur Einschränkung und Vermeidung dieser Risiken vorgeschlagen werden. Die Qualität des Systems kann langfristig als eine Gesamtheit quantitativer sowie qualitativer Merkmale beobachtet werden, diese können ausgewertet werden. Letztendlich bietet das Management der Pflege eine Anleitung an, wie eine langfristige Pflege dieses Systems zu gestalten ist. Die komplizierte, oben dargestellte Situation und eine große Anzahl von Problemen mit einer großen Reichweite bedürfen solcher Herangehensweise.

 

Abb. 1.: Ganzheitliche Betrachtung der Problematik allgemein (Quelle: Pelantová - Zajíček, 2017).

Faktische Darstellung

Die Landschaft kann kurz als ein Teil der Erdoberfläche mit einer entsprechenden Kombination von natürlichen (lebendigen und unlebendigen) sowie kulturellen (d.h. durch den Menschen aus unterschiedlichen Gründen geschaffenen) Elementen definiert werden.

  Als ein konkretes Beispiel der Landschaft wurde das Dreiländereck gewählt, in dem sich Gebiete der BRD, Polens und der Tschechischen Republik berühren. Während der letzten 120 Jahren hat diese Landschaft wesentliche Veränderungen der Gestaltung sowie Zusammensetzung der Elemente erfahren. Es handelt sich um ein Gebiet, dass durch den Rohstoffabbau, insbesondere den Braunkohlenbergbau, betroffen wurde. Auch die Zusammensetzung der Bevölkerung der Landschaft sowie die industriellen, wirtschaftlichen und ökologischen Konzepte haben sich verändert. Der gegenwärtige Zustand der Landschaft kann folgendermaßen beschrieben werden: Stilllegung des Bergbaus in zwei Ländern des Dreiländerecks, Schrumpfung der Industrie, Einschränkung intensiver Eingriffe in den Naturraum und Betonung eines harmonischen Zusammenlebens der Menschen in einer ruhigen, zur Erholung und für kleine Formen des Unternehmens bestimmten Landschaft. Die Landschaft erfuhr eine Veränderung der Zusammensetzung der Wälder, die gegenwärtig überwiegend durch Fichtenbestände gebildet werden. Es wird bestrebt in diese Wälder die ursprüngliche Buche wiedereinzuführen. Schwefelhaltiger Regen in den 1970ger und 1980ger Jahren wurde aktuell durch Blitzhochwasser abgewechselt. Es stellten sich Veränderungen im Untergrund ein, indem manche Schichten abgebaut oder abgeschwemmt wurden (es entstehen Murgänge), an manchen Stellen sind auch die tieferen Schichten gestört. Das wirkt sich auf die hydrologische sowie die seismische Situation in einem Teil des Dreiländerecks aus. In Folge einer Verlagerung von großen Gesteinsvolumen (es gibt ein anderes Relief der Oberfläche) stellten sich Veränderungen der überwiegenden Windrichtungen ein. Die Rekultivierung erfolgte durch eine einfache Auffüllung. Die ursprüngliche leicht gewellte Ausprägung der Landschaft ist verschwunden. Die rekultivierten Flächen sind überwiegend durch Laubholz bewachsen. In dem Gebiet kommen neue Tier- und Pflanzenarten vor, sowie neue Arten von Schädlingen. Manche Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden in der Landschaft (zum Beispiel Barrieren gegen Absturz von großen Steinblöcken im Fall von plötzlichen Niederschlägen)  wurden zum ersten Mal durchgeführt und ihre Wirksamkeit sowie die Pflege werden getestet.

In dem Gebiet befindet sich gegenwärtig ein aktiver Tagebau. Das Ziel seiner Besitzer ist eine Erweiterung seiner Größe sowie Tiefe. Bereits die bestehende Situation verursacht eine Reihe von grenzübergreifenden Problemen in unterschiedlichsten Bereichen.

 

Abb. 2.: Beispiel einer beeinträchtigten Landschaft (Quelle: Pelantová - Zajíček, 2017).

Systematische Beschreibung der Problemlage

Die untersuchte Landschaft weist technische, wirtschaftliche, sozipolitische und Prozessgruppen von Risikofaktoren aus. Diese können weiter im Detail beschrieben werden. Das Problem erreicht ein internationales Maßstab  und wurde bisher nur teilweise untersucht. Zu den gewünschten Ergebnissen dies nicht. Ein wirtschaftlicher Maßstab hat in dieser Problemlage einen nur kurzfristigen Effekt, der durch drastische Folgen abgewechselt werden kann.

Die Stabilität des Systems "Landschaft" ist in diesem Fall offensichtlich gestört. Die hydrologischen sowie geologischen Verhältnisse der Landschaft sind zerrüttet. Die Bevölkerung ist im Bezug zu den dargestellten Problemen ziemlich überempfindlich. Eine offene Kommunikation zwischen den beteiligten Seiten zu dem dargestellten Problem funktioniert in dem System nicht.

Eingesetztes Know-How

Die Mitarbeiter TUL/FM/MTI/OSR verfügen über Kenntnisse aus folgenden Fachbereichen: Risikomanagement, Zuverlässigkeit und Pflege, Managementsysteme.

Datenquellen

  • Tschechischer hydrometeorologischer Dienst 
  • Tschechischer geologischer Dienst
  • Kartenarchive (touristische Karten, Karten der Außengelände, geologische, hydrologische Karten, Windkarten, Karten von Abbaugebieten und Bohrungen etc.)
  • Zeitreihen der Messungen der Intensität der Quellen
  • Zeitreihen der Kohlenpreise
  • Meinungsuntersuchungen
  • Statistiken des Arbeitsschutzes
  • Erfassungen des Landschaftsschutzgebietes
  • Technische Berichte aus Projekten aus den erwähnten anderen Fachbereichen
  • Landschaftsbeobachtung
  • ...

Die Situation bedarf einer Lösung

Eine Lösung könnte folgende Gestalt haben: systematische Klassifizierung, tiefgreifende Risikoanalysen und Festlegung von Maßnahmen, Festlegung von Schlüsselmerkmalen des Systems, Formulierung von Empfehlungen für eine langfristige Nachhaltigkeit der Landschaft, Formulierung von grundlegenden Vorschlägen zur Weiterbildung der Bevölkerung, um gute zwischenmenschliche Beziehungen aufrechtzuhalten und dieses heikle Thema im Dreiländereck lösen zu können.

Das fachübergreifende der Problematik ergibt sich aus der Komplexität und aus dem Typ des Systems. Die Landschaft kann kurz als ein Bestandteil der Erdoberfläche mit einer entsprechenden Kombination aus natürlichen (lebendigen sowie unlebendigen) und kulturellen (d.h. aus unterschiedlichen Gründen durch den Menschen geschaffenen) Elementen definiert werden. Daraus ergibt sich, dass zu einem so komplexen System eine systemische Position eingenommen werden muss. Dazu bedarf es der Kenntnisse der Naturwissenschaften (zum Beispiel Geologie, Biologie, Chemie) sowie angewandter Wissenschaften (zum Beispiel Bauwesen und sonstige technische Wissenschaften, Landwirtschaft etc.). Eine Rolle spielt hier auch die Problematik der Zuverlässigkeit, der Qualität, der Risiken und die systemischen Bereiche. Die Landschaft ist ein dynamisches System, das sich aber nicht strikt deterministisch verhält. Deswegen muss auch die Wahrscheinlichkeit der einzelnen Szenarien in Betracht gezogen werden. Der Bereich der Quantifizierung und Steuerung der Risiken nutzt üblicherweise auch ökonomische Aspekte, die ein untrennbares Bestandteil für die Bezifferung des Risikos darstellen. Die Systemtheorie fügt weitere Aspekte hinzu, die in den bisherigen Verfahren nicht bekannt sein müssen. Die Reichweite der Problematik einer systemischen Betrachtung der Landschaft hat aber langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung des gesamten Dreiländerecks.
Die Partner des Projektes TESEUS können zu einer fachübergreifenden Lösung der im Beitrag "Systemische Betrachtung der Landschaft" beschriebenen Problematik wie folgt beitragen:
  • Festlegung grundlegender Merkmale und ihrer Zielwerte aus den Fachbereichen der Botanik, Geologie, Hydrologie, Meteorologie, Soziologie, etc.,
  • aus der Sicht ihrer möglichen Modellierungsinstrumente könnten sie mehrere Szenarien der Entwicklung dieser Landschaft im Hinblick zu den gegebenen Bedingungen erarbeiten und somit bei der Festlegung möglicher Risiken und entsprechender Maßnahmen helfen,
  • Präzisierung zeitlicher Meilensteine der zukünftigen Entwicklung eines ausgewählten Beispiels einer Landschaft,
  • mit Erfahrungen aus anderen Projekten, die auf die Nachhaltigkeit der Landschaft und Kommunikation mit mehreren interessierten Seiten in dieser Richtung ausgerichtet sind, sie können weitere mögliche Datenquellen in Abhängigkeit von dem konkreten Verlauf der entsprechenden Lösung zur Verfügung stellen.